Süddeutsche Zeitung

Luftfahrt:Flugzeugbauer Airbus will weltweit 15 000 Stellen streichen

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Das europäische Unternehmen reagiert damit auf den Einbruch der Nachfrage infolge des weltweit eingebrochenen Flugverkehrs. Vor allem die deutschen Standorte treffen die Kürzungen.

Von Jens Flottau

Der Flugzeughersteller Airbus will angesichts der Corona-Krise bis zum Sommer 2021 15 000 Stellen streichen. Airbus teilte am Dienstagabend mit, dies sei notwendig, um die Zukunft des Unternehmens sicherzustellen. Zunächst hatte das Unternehmen die Betriebsräte auf einer mehrstündigen Sitzung informiert. Betriebsbedingte Kündigungen können laut Konzernchef Guillaume Faury derzeit nicht ausgeschlossen werden, er wolle aber auf alle möglichen Maßnahmen zurückgreifen, unter anderem Frühpensionierung, freiwillige Abgänge und Teilzeit.

Airbus befindet sich wie der gesamte Rest der Branche im Krisenmodus, laut Faury "die schlimmste Krise, die diese Industrie jemals erlebt hat. Die Maßnahmen, die wir bislang getroffen haben, haben es uns ermöglicht, den anfänglichen Schock der Pandemie abzufangen." Nun gehe es darum, als gesundes Unternehmen aus der Krise hervorzugehen und sich gleichzeitig an die "überwältigenden Herausforderungen" der Kunden anzupassen.

5100 Stellen in Deutschland sind betroffen

Airbus beschäftigt etwa 134 000 Mitarbeiter weltweit, rund 50 000 davon in Deutschland. Die Pläne sehen nun vor, etwa 5100 Stellen in Deutschland, sowie 5000 in Frankreich, 1700 in England, 900 in Spanien sowie 1300 an anderen Standorten weltweit zu streichen. In Deutschland kommen noch 900 Arbeitsplätze beim Augsburger Zulieferer Premium Aerotec hinzu, dies allerdings war schon vor der Covid-19-Krise aus anderen Gründen geplant.

Schon im April hatte das Unternehmen angekündigt, die Produktion im Durchschnitt um rund ein Drittel zu reduzieren. Gemessen am zuvor geplanten Wachstum ab 2021, für das die Vorbereitungen schon lange liefen, beträgt der Rückgang sogar rund 40 Prozent. Airbus-Chef Faury geht davon aus, dass der Flugverkehr frühestens 2023, in manchen Segmenten aber auch erst später, auf das alte Niveau von 2019 zurückkehren wird.

Die Produktionsrate für die Kurz-und Mittelstreckenflugzeuge der A320neo-Baureihe soll bis mindestens Ende 2021 bei 40 Flugzeugen pro Monat bleiben. Ende 2019 produzierte Airbus 60 Einheiten pro Monat und wollte 2021 eigentlich auf 63 und in den Folgejahren auf bis zu 67 Maschinen erhöhen. Aber sogar die 40 sind noch deutlich mehr, als die Kunden derzeit abzunehmen bereit sind. Im Mai lieferte Airbus nur 18 Jets der Serie aus.

Die Produktion der A380 wird ganz eingestellt

Der Konzern nimmt bewusst in Kauf, für eine Weile einen Teil der Maschinen auf Halde zu produzieren, weil der Hochlauf von extrem niedrigen Niveau in den eigenen Fabriken viel schwieriger ist, vor allem aber, weil die Sorge besteht, Schlüssellieferanten bei noch geringeren Produktionsraten in die Insolvenz zu treiben.

Auch bei den Langstreckenflugzeugen hat Airbus die Kadenzen reduziert. Statt zwischen neun und zehn A350 baut der Hersteller nun nur noch sechs pro Monat, hinzu kommen etwa zwei A330/A330neo, von denen er zuvor zwischen drei und vier pro Monat auslieferte.

Die Produktion der A380 wird ganz eingestellt, die letzten Maschinen sollen 2021 an Emirates ausgeliefert werden. Konzernchef Faury geht davon aus, dass der Langstreckenmarkt noch wesentlich länger für die Erholung brauchen wird. Schon vor der Covid-19-Pandemie war die Nachfrage für Großraummaschinen schwach.

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