Airbus:Bitte kauf mich

Airbus: Problem-Modell: Der Airbus A380.

Problem-Modell: Der Airbus A380.

(Foto: Simon Dawson/Bloomberg)

Intrigen und schwache Zahlen. Airbus-Chef Tom Enders hat nicht viel zu lachen. Jetzt setzt er seine Hoffnungen auf die Vereinigten Arabischen Emirate.

Von Jens Flottau, Hamburg

Eigentlich wollte Tom Enders über das leidige Thema bei der feierlichen Zeremonie gar nicht reden. "Dieses hier ist eine A380-Veranstaltung", sagte er auf dem Werksgelände im dichten Hamburger Morgennebel. Aber dann arbeitete es doch in ihm und schließlich wollte er es loswerden: "Ich kenne niemanden, der ernsthaft erwägt, staatliche Kontrolle über Airbus wieder einzuführen."

Tom Enders ist aktuell nicht um seinen Job zu beneiden. Die französischen, englischen und bald vielleicht auch die amerikanischen Behörden untersuchen Airbus wegen Korruptionsverdachts. Dann die Berichte über eine angebliche Intrige von Fabrice Brégier, der das Zivilflugzeuggeschäft leitet, dessen Kompetenzen Enders aber zuletzt deutlich gestutzt hat. Brégier wolle Enders' Job, wird schon seit längerem kolportiert, ein Gerücht, das nun wieder verstärkt zirkuliert. Und dann die angeblichen Wünsche der französischen Regierung, die mittels neuer Verwaltungsräte ihren verloren gegangenen Einfluss zurückgewinnen will.

Enders also findet, für staatliche Kontrolle gebe es überhaupt keinen Anlass: "Schauen Sie nur auf den wirtschaftlichen Erfolg der vergangenen fünf Jahre, den Aktienkurs", empfiehlt er. Auch wenn das Jahr 2017 in Sachen Aufträgen sehr mau ist, so ist der Bestand an Bestellungen in nie da gewesene Höhe geschnellt, die Produktion wird überall erweitert. Wenn Airbus auf der Arbeitsebene Probleme hat, dann geht es immer darum, die ganzen Aufträge auch pünktlich abzuarbeiten. Und der Aktienkurs hat sich in den letzten Jahren vervierfacht. Und vor gut zwei Wochen hat Enders mit der mehrheitlichen Übernahme des C-Series-Programmes von Bombardier einen strategischen Coup gelandet, über den weite Teile der Branche noch immer staunen.

Nur das mit der A380 klappt weiterhin nicht. Scheich Ahmad und Enders waren zwar nach Hamburg gereist, um die hundertste A380-Auslieferung an Emirates zu feiern, doch Emirates ist mit weitem Abstand der größte Kunde und selbst die Begeisterung der Fluglinie hat nicht verhindern können, dass sich das Programm in einer existenzbedrohenden Krise befindet. Airbus sah sich angesichts der schwachen Nachfrage für den 550-Sitzer gezwungen, die Produktion drastisch zu reduzieren, von über 30 Maschinen jährlich auf nur noch acht im Jahr 2019. Die meisten Airlines finden den Jet zu groß und die Investition in ihn zu riskant, außerdem gibt es mittlerweile kleinere Flugzeuge mit sparsameren Triebwerken wie die A350 oder die Boeing 787. Auch die großen Boeing-Jets 747 und 777 verkaufen sich mittlerweile schlecht. 216 A380 wurden in den vergangenen zehn Jahren ausgeliefert, auf dem Papier sind noch 101 bestellt. Doch kaum jemand glaubt, dass alle ausgeliefert werden, weil Airlines wie Qantas oder Virgin Atlantic sie schon lange nicht mehr haben wollen. Emirates selbst bekommt noch 42 weitere Maschinen und hat offenbar immer noch nicht genug.

Mitte 2017 hatte Airbus ein neues Konzept vorgestellt, durch das die Airlines mehr Passagiere unterbringen, auch aerodynamisch würde das Flugzeug verbessert. Seither ist wenig passiert, doch die Verhandlungen zwischen Emirates und Airbus über einen weiteren Auftrag sind offenbar sehr weit fortgeschritten: "Ich hoffe, wir werden das schaffen," sagte Scheich Ahmad mit Verweis auf die geplante Unterschrift in Dubai. Auch Enders ist optimistisch. Er werde Verkaufschef John Leahy nicht erlauben, in den Ruhestand zu gehen, bevor er nicht wenigstens noch einen signifikanten A380-Auftrag an Land gezogen habe, verkündete er vergnügt. Leahy will Ende des Jahres aufhören.

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