Airbus:Auftrieb mit Luftlöchern

Erfolg und Misserfolg liegen für Airbus derzeit nahe beieinander: Einem größeren Auftrag für den A380 steht eine Stornierung von zehn A340-Modellen gegenüber.

Der Airbus-Großkunde Emirates stoppte einem Medienbericht zufolge die Bestellung von zehn A340-600.

Airbus: Umkämpfter Markt: das Boeing-Modell 777 neben den beiden Airbus-Jets A380 und A340 auf einer Luftfahrtausstellung.

Umkämpfter Markt: das Boeing-Modell 777 neben den beiden Airbus-Jets A380 und A340 auf einer Luftfahrtausstellung.

(Foto: Foto: AFP)

Stattdessen werde das Unternehmen das Modell 777 des Konkurrenten Boeing ordern, wurde Emirates-Vizepräsident Maurice Flanagan am Sonntag auf der Web-Site des Wall Street Journal zitiert.

Unternehmenschef Tim Clark hat dem Blatt zufolge bereits im vergangenen Jahr über die hohen Betriebskosten für die A340er-Familie geklagt.

Airbus: "Keine Information über Stornierung"

Die Bestellung bei Airbus hatte laut Wall Street Journal ein Volumen von 2,25 Milliarden Dollar (1,8 Milliarden Euro). Eine Airbus-Sprecherin erklärte dem Blatt zufolge, sie habe keine Information über die Stornierung.

Emirates wolle sich von Boeing außerdem die Passagier-Kapazitäten für den geplanten Typ 747-8 vorlegen lassen, wurde Clark zitiert.

Die Fluggesellschaft fordere dabei Änderungen, um die Sitzkapazität zu steigern. Emirates hat im Juli bereits zehn Bestellungen für die Frachtversion der 747-8 aufgegeben.

Größter Kunde

Die 747 ist die größte Maschine von Boeing und steht weitgehend in Konkurrenz mit dem neuen Airbus A380. Mit 45 Bestellungen des A380 ist Emirates bislang der größte Kunde von Airbus.

Gleichzeitig wurde bekannt, dass die australische Fluggesellschaft Qantas trotz der Lieferverzögerungen beim A380 acht zusätzliche Superjumbos bestellt hat. Die Entscheidung sei nach ausführlicher Analyse der Probleme bei Airbus getroffen worden, teilte Qantas am Sonntag mit.

,,Wir sind davon überzeugt, dass die Probleme mit der Fertigung der Flugzeuge zu tun haben und gelöst werden, und in keiner Weise in Zusammenhang mit der technischen Kapazität des A380 stehen.'' Der Listenpreis für die Flugzeuge beträgt etwa zwei Milliarden Euro.

Mit insgesamt 20 Bestellungen für das Großraumflugzeug löst Qantas die Lufthansa als zweitgrößten Kunden ab. Die Maschinen sollen nach Angaben von Qantas-Chef Geoff Dixon zwischen 2008 und 2015 ausgeliefert werden.

Keine Angaben über Wert

Über den Wert der Bestellung äußerte sich Dixon nicht. Airbus hatte wegen Problemen mit der Verkabelung die Auslieferung des Großflugzeuges um zwei Jahre verschoben.

Auftrieb mit Luftlöchern

Um die Verzögerungen bis zur Inbetriebnahme des ersten A380 auszugleichen, seien vier zusätzliche A330-200 bestellt worden, sagte Dixon. Außerdem habe Qantas beim Airbus-Konkurrenten Boeing fünf Maschinen der Baureihe 737-800 geordert. Die Qantas-Flotte umfasst insgesamt 219 Flugzeuge.

Nur ein kleiner Schritt

Für Airbus gleicht die Qantas-Order vom Sonntag mit einem Listenpreis von etwa zwei Milliarden Euro zwar einem Befreiungsschlag nach den Krisen-Meldungen der vergangenen Monate - gemessen an dem Ausmaß der Probleme ist es aber nur ein kleiner Schritt.

Die Zahl der Maschinen, die verkauft werden müssen, um Geld mit dem A380 zu verdienen, wurde vor kurzem wegen der Verzögerungen von 270 auf 420 erhöht. Bis zu dieser Marke fehlen Airbus immer noch 253 Flugzeuge. Für den Airbus A380 und die Frachtversion A380F gibt es 167 feste Bestellungen. Außerdem haben einige Airlines Optionen auf weitere Maschinen vereinbart.

Großbank steht bereit

Am Montag wurde zudem bekannt, dass im Ringen um die Neuordnung des deutsch-französischen Airbus-Mutterkonzerns EADS eine Lösung unter Einbindung deutscher Großbanken wahrscheinlicher wird. Die Commerzbank signalisierte am Montag ihre Bereitschaft, bei EADS einzusteigen.

"Ich hätte mir eine industrielle Lösung gewünscht, bin aber auch bereit, mich an einer anders gearteten Lösung zu beteiligen, sofern sie aus Sicht der Commerzbank konstruktiv und wirtschaftlich sinnvoll ist", sagte Vorstandschef Klaus-Peter Müller der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Damit bestätigte erstmals eine Großbank offiziell, sich in die Neugestaltung bei EADS einbringen zu wollen.

Spekulationen

Zuvor hatte es bereits Spekulationen gegeben, die Deutsche Bank, die Commerzbank und die US-Investmentbank Goldman Sachs hätten der Bundesregierung zugesagt, sie bei der Wahrung des deutschen Einflusses auf EADS zu unterstützen.

Der Autokonzern DaimlerChrysler beabsichtigt derzeit, sein Aktienpaket an EADS von 22,5 Prozent auf 15 Prozent zu reduzieren. Damit droht das deutsche Gewicht bei EADS zu schrumpfen. Der französische Staat ist derzeit mit 15 Prozent an EADS beteiligt. Außerdem hält die französische Industriegruppe Lagardère weitere 7,5 Prozent an dem Konzern.

Das Handelsblatt berichtete unter Berufung auf Bankenkreise, dass sich auch die Staatsbank KfW und die Landesbanken - darunter die WestLB und die LBBW - an der indirekten Wahrung der deutschen Interessen beteiligen könnten, etwa über eine Wandelanleihe.

Andere Modelle

Dem Bericht zufolge werden von der Bundesregierung neben der Wandelanleihe noch andere Modelle geprüft, bei denen EADS-Anteile bei den Banken geparkt und dann am Kapitalmarkt platziert werden könnten.

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