Airbus "A400M":Längst nicht mehr so begehrt

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Der Gezerre um den Airbus A400M geht in eine neue Runde. Im März konnte die Finanzierung des Militärtransporters zwar in letzten Sekunde gesichert werden, doch nun denken die Käuferländer über Abbestellungen nach.

Wieder gibt es Aufregung um den Militärtransporter Airbus A400M. Die sieben Käuferländer des Flugzeugs mit Deutschland an der Spitze könnten noch mehr Maschinen abbestellen als bisher geplant.

Der A400M: Wegen hoher Kosten erwägen einige Regierungen, ihre Bestellungen zu stornieren. (Foto: ddp)

Es sei inzwischen möglich, dass die Nationen insgesamt weniger als 170 Flugzeuge abnähmen, um damit einen Teil der Milliarden-Mehrkosten aufzufangen, die in der Entwicklungsphase der Propellermaschine angefallen waren. Ursprünglich wollte Airbus 180 Maschinen ausliefern, davon 60 an die Bundeswehr.

Erst im März war zwischen dem Airbus-Mutterkonzern EADS und den Regierungen nach zähen Verhandlungen das größte europäische Rüstungsprojekt, bei dem die Kosten aus dem Ruder liefen, gerettet worden.

Anschließend verlautete, dass die Länder die A400M- Stückzahl um bis zu 10 Maschinen reduzieren könnten. Diese Marke könnte nun fallen. Weitere komplizierte Verhandlungen über die Aufteilung der Kosten wären wohl die Folge.

Angespannte Haushaltslage

Alle Nationen überdächten gerade die auf sie entfallenden Stückzahlen, hieß es in den Kreisen. Der Spardruck sei wegen der angespannten Staatshaushalte in allen Ländern hoch.

Offen ist aber noch, wer wie viele Maschinen abbestellt. Großbritannien hatte angekündigt, nur noch 22 statt 25 A400M zu nehmen. Deutschland stellte eine geringfügige Reduzierung in den Raum. Airbus wollte sich auf Anfrage nicht zum Verhandlungsstand über die Besellungen äußern. Der Flugzeughersteller warnte aber, dass weitere mögliche Abbestellungen das ganze Projekt zu gefährdeten. "Bei unter 170 Fliegern hat das A400M-Programm keine wirtschaftliche Grundlage mehr", sagte ein Airbus-Sprecher.

Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte in Berlin, die Vertragsverhandlungen der Bestellnationen mit der Industrie dauerten an. "Der Umfang einer möglichen Reduzierung der Stückzahlen steht derzeit nicht fest. Es gibt keine Zahl." Zudem nennt das Ministerium keine Frist, wann die Verhandlungen abgeschlossen sein sollen.

FDP für deutlich geringere Stückzahlen

EADS-Chef Louis Gallois sprach zuletzt vom Jahresende. Dann soll Klarheit über Haushaltslage und Spielräume der Besteller Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Türkei, Belgien und Luxemburg herrschen.

Auch in der schwarz-gelben Koalition sorgt das Prestige-Projekt für Irritationen. Die FDP tritt für deutlich geringere Stückzahlen für die Bundeswehr ein. "Die vom Bundesrechnungshof vorgeschlagenen 40 Stück des A400M sind wesentlich realistischer als die geplanten 60", sagte Fraktionsvize Jürgen Koppelin.

Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS hatte im ersten Halbjahr 2010 einen heftigen Gewinneinbruch erlitten. Das Ergebnis schrumpfte um 51 Prozent auf 185 Millionen Euro. Zum A400M erklärte EADS bei der Zahlenvorlage in der vergangenen Woche, die Entwicklung sei herausfordernder als erwartet. Der Militärtransporter liegt nach einer Pannenserie mehrere Jahre hinter dem Zeitplan.

© sueddeutsche.de/dpa/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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