Ferienunterkünfte:Airbnb will all seine sieben Millionen Wohnungen überprüfen

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Nicht alle Airbnb-Wohnungen sehen in der Realität so aus wie auf den Fotos auf der Plattform.

(Foto: dpa)
  • Airbnb will das Vertrauen der Nutzer zurückgewinnen und lässt 2020 all seine Wohnungen überprüfen.
  • Konkreter Anlass ist offenbar eine Schießerei in einer amerikanischen Airbnb-Wohnung - doch auch in europäischen Großstädten wächst die Kritik.

Der Ferienwohnungsvermittler Airbnb will im kommenden Jahr alle sieben Millionen Unterkünfte auf seiner Plattform überprüfen. Damit solle sichergestellt werden, dass die Ausschreibungen akkurat und die für Kurzaufenthalte angebotenen Häuser und Zimmer grundsätzliche Qualitätsstandards erfüllten, teilte Airbnb-Gründer und CEO Brian Chesky in einer Stellungnahme mit. Für Gäste, Gastgeber und andere soll es außerdem einfacher werden, Probleme zu melden und Erstattungen zu bekommen.

Die Maßnahmen sollen das Vertrauen von Nutzern in die Plattform erhöhen. Konkreter Anlass für den Schritt ist laut Airbnb ein Vorfall in der vergangenen Woche: Am Donnerstag waren bei Schüssen auf einer unerlaubten Halloweenfeier in einer Airbnb-Wohnung in Kalifornien fünf Menschen ums Leben gekommen.

Städte wollen gemeinsam gegen Airbnb vorgehen

Die Plattform steht zudem in mehreren Ländern in der Kritik, durch dauerhaft als Ferienwohnung genutzte Immobilien heimische Wohnungsmärkte zu belasten. Als "typische Airbnb-Wohnung" gilt vielen mittlerweile ein Apartment mit Alibi-Fotos an der Wand, Alibi-Büchern im Regal und einer ominösen Schlüsselbox vor der Haustür. Die eigentlichen Wohnungseigentümer lernen viele Airbnb-Kunden gar nicht mehr kennen.

26 Prozent der Wohnungen in Paris seien nicht mehr von Bürgern der Stadt bewohnt, beschwerte sich kürzlich etwa die Pariser Verwaltung. Von den 65 000 Unterkünften, die Airbnb online anbietet, seien fast die Hälfte "illegale Hotels" und würden dauerhaft an Touristen vermittelt. Immer wieder tauchen zudem Berichte auf, nach denen Airbnb-Gastgeber ihre Gäste in minderwertigere Unterkünfte bringen, nachdem die ursprünglich gebuchten Wohnungen angeblich nicht verfügbar gewesen seien.

Die Politik kommt bislang nur in kleinen Schritten gegen den US-Konzern voran. Die Vertreter europäischer Großstädte wollen sich künftig aber gemeinsam gegen diese Praktik wehren. Sie wollen ihre Kräfte im Kampf gegen Portale wie Airbnb bündeln und die Firmen mittels veränderten EU-Rechts dazu verpflichten, Einkommen- und Umsatzsteuer einzubehalten und an die Behörden der jeweiligen Städte abzuführen.

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