Berlin:Airbnb lässt Mieten steigen

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Beliebt, außer bei Einheimischen: Airbnb, hier in Berlin Kreuzberg. (Foto: Jürgen Ritter/imago images)

Treibt die Online-Plattform die Wohnungsnot? Ökonomen haben nachgerechnet, wie stark der Einfluss ist.

Von Frida Preuß, München

Was viele Mieter in Berlin seit Jahren vermuten, haben Ökonomen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) jetzt bestätigt: Das Vermietungs-Portal Airbnb hat einen messbaren Einfluss auf die Mietpreise in der Hauptstadt. Um 7 bis 13 Cent steigen die durchschnittlichen Monatsmieten pro Quadratmeter mit jedem neuen Inserat bei Airbnb, schätzen die Wissenschaftler aufgrund ihrer Daten. Das Unternehmen äußerte sich dazu auf Anfrage nicht.

Kritiker werfen der Online-Plattform schon lange vor, mitverantwortlich für steigende Mieten zu sein. Denn oft ist es für Vermieter besonders lukrativ, ihre Wohnungen nur tageweise an Urlauber oder Geschäftsreisende zu vergeben. Für Menschen, die eine langfristige Bleibe suchen, wird es so schwieriger geeigneten Wohnraum zu finden - das Angebot sinkt, die Mietpreise steigen. Diese Folge zumindest befürchten die Gegner von Airbnb.

"Dieser Effekt ist nicht gigantisch, aber durchaus ökonomisch relevant", sagt Claus Michelsen, Konjunkturchef des DIW und Co-Autor der Studie. Zu Hochzeiten waren in Berlin rund 20 000 Wohnungen auf Airbnb inseriert. Diese im Vergleich zu einem Gesamtbestand von rund 1,9 Millionen Wohnungen recht geringe Zahl dürfe jedoch nicht unterschätzt werden, warnt der Ökonom. Was die Forscher noch herausgefunden haben: Die Berliner Airbnb-Politik scheint zu wirken.

Bürokratische Aufwand scheint viele zu verschrecken

Seit Mai 2014 gilt in der Stadt ein Gesetz, das die Nutzung von Wohnraum regulieren soll - das sogenannte Zweckentfremdungsverbot. Dessen Ziel ist es, Immobilien vor Missbrauch durch Leerstand, Abriss und Umwandlung in Gewerbe oder eben Ferienwohnungen schützen. Wer seine Wohnung mit einem solchen Ziel nutzen will, braucht seitdem eine Genehmigung des Bezirksamtes. Die kostet 100 bis 150 Euro.

Der bürokratische Aufwand scheint viele verschreckt zu haben. Nach 2014 boten die Berliner rund ein Viertel weniger Ferienunterkünfte auf Airbnb an, zeigt die DIW-Studie. Pro Quadratkilometer gab es acht bis zehn Inserate weniger als zuvor. Weltweit setzen sich Großstädte wie Barcelona, Paris und München mit Zweckentfremdungsverboten gegen das Geschäftsmodell von Airbnb zur Wehr. 2018 verschärfte die Berliner Politik die Regelung in der Hauptstadt noch einmal. Jeder, der mindestens 50 Prozent seiner eigenen Wohnfläche vermietet, muss dies seitdem bei den Behörden registrieren - die Meldepflicht gilt also mitunter auch für die Vermietung einzelner Zimmer. Ihre Zweitwohnungen dürfen die Berliner mit einer entsprechenden Genehmigung maximal 90 Tage im Jahr vermieten. In der Folge sank die durchschnittliche Vermietungsdauer über Airbnb. Viele ohnehin nur selten inserierte Angebote verschwanden ganz von der Plattform.

Die Wissenschaftler schließen daraus, dass vor allem die erste Version des Zweckentfremdungsverbots sinnvoll war. In den Jahren darauf ging das Angebot an jenen Wohnungen zurück, die dauerhaft für jeweils kurze Aufenthalte vermietet wurden. Diese Immobilien sind jetzt zurück auf dem regulären Wohnungsmarkt. Die Reform 2018 schien hingegen eher kleinere Airbnb-Vermieter vergrault zu haben, die hin und wieder ein einzelnes Zimmer an Urlauber vergeben, ihre Wohnung damit aber nicht dem langfristigen Mietmarkt entziehen.

Auch wenn der Effekt auf die Mieten nicht gewaltig sei, hält Claus Michelsen die Berliner Airbnb-Politik insgesamt für erfolgreich. "Dass das die Wohnungsnot allerdings langfristig löst, glaube ich nicht", sagt der Ökonom. Dazu sei Airbnb ein zu kleiner Faktor auf dem komplexen Berliner Wohnungsmarkt.

© SZ vom 20.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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