Süddeutsche Zeitung

Airbnb:Kein Schlaf ohne Steuer

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Dem Fiskus entgeht Steuergeld in Millionenhöhe. Politiker fordern, Airbnb in die Pflicht zu nehmen.

Von Alexander Hagelüken, München

Nachdem Ökonomen die Besteuerung von Übernachtungen via Airbnb in den Fokus gerückt haben, fordern Politiker Konsequenzen. "Plattformen müssen stärker in die Pflicht genommen werden, das gilt auch für Airbnb", sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Lisa Paus. "Gerade in Berlin ist der Steuerschaden durch Airbnb besonders groß. Hier ist das Angebot mit mehr als 10000 Wohnungen und Zimmer deutlich größer als in anderen deutschen Großstädten. Dazu kommt, dass die Hauptstadt ein massives Problem mit Zweckentfremdung und knappem Wohnraum hat."

Forscher vom Mannheimer ZEW-Institut fordern, Steuerhinterziehung der Vermieter bei Übernachtungen zu verhindern, die Gäste über Airbnb buchen. Durch effektivere Regeln winke Einkommens- und Umsatzsteuer von mehr als 200 Millionen Euro im Jahr.

Die SPD-Abgeordnete Cansel Kiziltepe beklagt, dass dem Staat bisher Einnahmen entgehen. "Wenn die Vermieter den Behörden nicht bekannt sind, wird oft keine Steuer bezahlt. Airbnb muss die Namen der Vermieter nicht herausgeben, das ist eine rechtliche Lücke. So entsteht ein grauer Bereich." Auch professionelle Unternehmen nutzten Airbnb und zahlten darauf keine Einkommensteuer. Die SPD-Politikerin unterstützt den Vorschlag der ZEW-Forscher,

Plattformen wie Airbnb sowohl bei der Einkommen- wie bei der Umsatzsteuer in die Pflicht zu nehmen, die die Vermieter dem Staat schulden. "Ich halte eine Haftung der Plattformen für richtig. Dies sollte für Steuerhinterziehung angewandt werden. Auch bei Arbeitnehmern ist es normal, dass der Arbeitgeber die Lohnsteuer abführt. Auch Online-Plattformen wie Ebay und Amazon müssen inzwischen eine Art Haftung für die Umsatzsteuer übernehmen."

Airbnb erklärt, man erinnere die Gastgeber regelmäßig daran, Steuern zu zahlen. "Zudem arbeiten wir mit Regierungen auf der ganzen Welt zusammen, darunter Dänemark und Estland, und unterstützen Modelle, die das Thema Einkommensteuer für alle und insbesondere Homesharer vereinfachen", erklärte eine Sprecherin. Zum ZEW-Modell sagte sie nichts Konkretes. Die Zahl der Vermieter, die Umsatzsteuer schulden, sei aber niedriger als behauptet.

Die Stadt Hamburg verlangte 2018 am irischen EU-Sitz von Airbnb, die Listen deutscher Vermieter herauszugeben. Dazu wollte sich die Firma nicht äußern. "Airbnb wäre gut beraten, mit den staatlichen Stellen zu kooperieren und sich nicht länger hinter irischem Recht zu verstecken", sagt die Grünen-Abgeordnete Paus.

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Quelle:
SZ vom 30.01.2019
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