Süddeutsche Zeitung

Air France-KLM zieht Angebot zurück:Alitalia hängt wieder in der Luft

Die französisch-niederländische Air France-KLM hat ihr Übernahmeangebot für Alitalia zurückgezogen. Jetzt wird die Zeit knapp: Die italienische Fluggesellschaft hat offenbar nur noch Barmittel für ein paar Wochen.

Die französisch-niederländische Fluglinie Air France-KLM hat ihr Übernahmeangebot für die vor der Pleite stehende italienische Fluggesellschaft Alitalia zurückgezogen.

Damit sei "die rechtliche Situation geklärt", teilte Air France-KLM in Paris mit. Alle Mitte März unterbreiteten Angebote zur Rettung von Alitalia "gelten nicht mehr".

Die Bedingungen für ein solches Angebot seien nicht erfüllt, teilte das französisch-niederländische Unternehmen mit.

Zu den Bedingungen gehörte die Zustimmung der Gewerkschaften und der neuen italienischen Regierung. Der italienische Staat verfügt über einen Anteil von 49,9 Prozent an Alitalia. Unklar blieb zunächst, ob Air France-KLM ein neues Angebot erwägt.

Der designierte italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat erklärt, er werde das Air-France-KLM-Angebot in seiner bisherigen Form nicht akzeptieren. Er hoffe auf ein Konsortium italienischer Investoren.

Dramatische Lage

Nach dem zurückgezogenen Übernahmeangebot wird die Lage für die marode italienische Fluglinie Alitalia immer dramatischer. Am Dienstagmorgen fiel die Aktie der Airline an der Mailänder Börse um mehr als elf Prozent und wurde zunächst vom Handel ausgesetzt.

Der scheidende Ministerpräsident Romano Prodi berief den Ministerrat ein, um über die Situation und weitere Schritte zu beraten. Jedoch sahen Beobachter in Rom die Fluggesellschaft bereits vor dem Aus: "Dies ist das Begräbnis von Alitalia", sagte ein Manager des Unternehmens.

Der künftige Ministerpräsident Silvio Berlusconi hoffe unterdessen noch, dass die deutsche Lufthansa oder die zweitgrößte italienische Gesellschaft Air One Interesse an der krisengeschüttelten Fluglinie bekunden könnten, berichtete die Zeitung Corriere della Sera.

Dafür sei aber ein Überbrückungskredit der Regierung nötig, der Alitalia - deren Kassen mittlerweile leer sind - mindestens einen weiteren Monat überlebensfähig macht, hieß es.

Air France-KLM wollte Alitalia eigentlich übernehmen. Diese Pläne scheiterten aber an Forderungen der italienischen Gewerkschaften. Seit Anfang April waren die Verhandlungen unterbrochen; nun hat Air France-KLM sein Angebot komplett zurückgezogen.

Alitalia steht vor der Pleite, die italienische Fluglinie macht jeden Tag eine Million Euro Verlust. Experten gehen davon aus, dass Alitalia nur noch über Barmittel für einige Wochen oder Monate verfügt.

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