"Auf und Abs ziehen sich durch mein Leben", bekannte Niki Lauda einmal freimütig in einem SZ-Interview. An diesem Dienstag war mal wieder ein solcher Wendepunkt gekommen. Der ehemalige Rennfahrer und Luftfahrtunternehmer gibt alle Anteile an seiner österreichischen Billigfluglinie Flyniki an Air Berlin ab. In Pension wolle er jetzt aber nicht gehen, betonte Lauda in Wien bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem neuen Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn.
Der 62-jährige gebürtige Wiener will von Dezember an in den Aufsichtsrat von Air Berlin einziehen. Statt "unten zu motzen" wolle er "oben mitmachen. Mir ist lieber, ich kann mitbestimmen", sagte der dreimalige Formel-1-Weltmeister, der 1976 einen schweren Rennunfall auf dem Nürburgring wie durch ein Wunder überlebte.
Der Mann mit der roten Kappe wird in Österreich schon lange als Nationalheld gefeiert. Es ist nicht der erste Rückzug von Lauda. Kurz nach seinem Ausstieg aus dem Rennsport hatte der gelernte Pilot 1979 die Charter-Airline Lauda Air gegründet und verkaufte diese dann 2001 vollständig an Austrian Airlines. Lauda Air war fast pleite, der Verkauf kam damals auch durch politischen Druck zustande. Für die heutige Lufthansa-Tochter war es kein gutes Geschäft, wohl aber für Lauda, der als geschickter Geschäftsmann bekannt ist: "Ich verprasse mein Geld nicht. Ich habe es ja selbst verdient, noch dazu in einer Branche, die notorisch klamm ist, der Fliegerei."
2003 übernahm Lauda dann die österreichische Tochter der insolventen Fluglinie Aero Lloyd und macht daraus Flyniki. Die Airline hat derzeit 21 Flugzeuge, fliegt Ferien- und Geschäftsreiseziele an und erwirtschaftet im Gegensatz zu Air Berlin einen kleinen Gewinn. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft übernimmt für rund 40 Millionen Euro die verbleibenden 50,1 Prozent. Geld fließt bei dem Deal nicht, der Kaufpreis wird verrechnet.
Wie sich Flyniki auflöste
Bereits 2004 hatte Lauda 24 Prozent von Flyniki an Air Berlin verkauft, die ihre Anteile 2010 dann auf 49,9 Prozent aufgestockt hatte. Dabei hatte Lauda einen Kredit über 40,5 Millionen Euro erhalten und vereinbart, ihn innerhalb von drei Jahren in bar oder durch die Abgabe seiner Anteile zu begleichen. Rein formal übernimmt Air Berlin nicht selbst die Mehrheitsanteile, sondern eine österreichische Stiftung. Damit bleibt Flyniki eine österreichische Airline, um mögliche Komplikationen bei der Neuverhandlung von Flugrechten zu verhindern. Nach dem gleichen Modell hatte bereits die Lufthansa Austrian Airlines übernommen.
Air Berlin-Chef Mehdorn will die Marke Niki erhalten und Wien nun zum vierten Drehkreuz der Fluglinie machen - nach Berlin, Düsseldorf und Palma de Mallorca. Damit könnte sich das Unternehmen aber übernehmen. Schließlich verkleinert Air Berlin gerade seine Flotte, baut Kapazitäten ab und versucht fieberhaft, die Krise in den Griff zu bekommen. Von Wien aus will Air Berlin verstärkt der Lufthansa und deren Tochter Austrian Airlines Konkurrenz machen.
Lauda wird das alles aus dem Aufsichtsrat begleiten. Er ist vor allem eines - leidenschaftlicher Pilot. Schon bei Lauda Air saß er oft hinter dem Steuer der Boeing 767 und der Boeing 777. Als im September 1997 die erste 777 ausgeliefert wurde, flog er die Maschine selbst nach Wien, nicht ohne Zwischenstopp für eine Party in Las Vegas. Als das Flugzeug schließlich in Wien landete, warteten dort mehr als zehntausend Fans am Flughafenzaun. Kapitän Lauda sitzt bis heute im Cockpit, bei Flyniki fliegt er Maschinen der Airbus A320-Baureihe.
Eine neue Fluglinie will der Österreicher nun aber nicht mehr gründen. In Wien sagte er am Dienstag: "Mir gehen die Namen aus."