Süddeutsche Zeitung

Air Berlin:Millionen-Kredit: Bund hält Air Berlin vorübergehend in der Luft

Der Bund gewährt der Fluglinie 150 Millionen Euro Überbrückungskredit. Damit soll unter anderem sichergestellt werden, dass Urlauber ihre Rückreise antreten können.

Nachdem die Fluggesellschaft Air Berlin Insolvenz angemeldet hat, will der Bund dazu beitragen, dass der Betrieb vorläufig fortgesetzt werden kann. "Die beteiligten Ressorts haben einstimmig beschlossen, Air Berlin 150 Millionen Euro Übergangskredit zu gewähren", sagte Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries in einer ersten Stellungnahme. Der Kredit werde durch eine Bundesbürgschaft abgesichert.

Zu dem Entschluss sei man unter anderem gekommen, weil in vielen Bundesländern noch Ferien seien. "Die Insolvenzregeln sehen vor, dass Flugzeuge auf dem Boden bleiben müssen, sobald ein Unternehmen Insolvenz angemeldet hat", erklärte Zypries - Urlauber wären ohne das Einschreiten der Regierung ab sofort an ihren Ferienzielen sitzen geblieben. Darum müsse sich nun kein Reisender Sorgen machen: Flugtickets und Flugpläne blieben gültig.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt bestätigte bei einer Pressekonferenz, dass das Luftfahrtbundesamt der Fluggesellschaft weiterhin die Betriebsgenehmigung erteilen würde. Die Bundesregierung sei bereits Freitagnacht über die Situation bei Air Berlin informiert worden und habe das Vorgehen im Laufe des Wochenendes und am Montag so abgestimmt. An den Absprachen beteiligt waren das Auswärtige Amt, die Ministerien für Finanzen, Wirtschaft und Verkehr sowie das Bundeskanzleramt. Auch habe man den Kredit bereits in Brüssel angemeldet - dass das Genehmigungsverfahren noch einige Tage Zeit benötigen wird, ändere nichts an der Entscheidung, den Brückenkredit jetzt zu leisten, sagte Dobrindt.

Für die Hilfeleistung hätten außerdem die erfolgsversprechenden Verhandlungen zwischen Air Berlin und der Lufthansa über eine Übernahme von Teilen des Unternehmens gesprochen, hieß es aus den Ministerin für Verkehr und Wirtschaft. Neben der Lufthansa gäbe es weitere Interessenten. Die 150 Millionen Euro reichen nach Meinung des Verkehrsministers bis Ende November, da Air Berlin auch noch über Eigenmittel verfüge. Das sei genug Zeit, um die Verhandlungen abzuschließen.

Sorge um Zukunft der Mitarbeiter

Wirtschaftsministerin Zypries ist sich sicher, dass der Übergangskredit anschließend zurückgezahlt werden könne. Das Geld könne die Fluggesellschaft über den Verkauf seiner Start- und Landerechte aufbringen. "Wir haben keine Überkapazität", sagte Dobrindt. Es sei keine Frage, dass andere Linien die sogenannten Slots nutzen würden.

Flugreisende können demnach erst mal beruhigt sein, die Zukunft der Mitarbeiter aber ist ungewiss. Der Gang in die Insolvenz sei ein harter Schlag für die Beschäftigten von Air Berlin, sagte Christine Behle von der Gewerkschaft Verdi in Berlin. Die Gewerkschaft wolle möglichst viele Arbeitsplätze retten. Im Insolvenzverfahren in Eigenregie müsse innerhalb von drei Monaten eine Lösung gefunden werden, sagte das Verdi-Vorstandsmitglied. Sie forderte Transparenz und Einbeziehung der Gewerkschaften in die weiteren Planungen.

Hilfe können sich die Mitarbeiter auch vom Land Berlin erhoffen. "Wir müssen als Senat rasch zu einer Verständigung darüber kommen, wie wir die betroffenen Kolleginnen und Kollegen unterstützen können", sagte Arbeitssenatorin Elke Breitenbach von der Linkspartei. Sie gehe davon aus, dass zumindest ein Teil der Arbeitsplätze in Gefahr sei. Der Senat werde deshalb Gespräche mit der Unternehmensführung und den Gewerkschaften suchen.

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