Air Berlin:Mehr Redebedarf

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Der Gläubigerausschuss der insolventen Air Berlin wollte am Donnerstag eine Vorauswahl potenzieller Investoren treffen. Mit diesen sollten weitere Verhandlungen stattfinden. Es sind insgesamt 15 Angebote eingegangen.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Zukunft der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin ist weiterhin ungeklärt: Der Gläubigerausschuss des Unternehmens wollte am Donnerstag lediglich eine Vorauswahl der potenziellen Investoren treffen, wie aus Branchenkreisen unmittelbar vor der Sitzung zu erfahren war. Mit diesen sollten weitere Verhandlungen stattfinden. Schlechte Karten hatten den Informationen zufolge die Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl und Utz Claassen, die beide mit Hilfe von weiteren Geldgebern die Fluggesellschaft insgesamt übernehmen wollten. Die Sitzung des Gremiums war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet.

SZ-Informationen zufolge sind bis zum Fristende am vergangenen Freitag 15 Kaufangebote eingegangen, zum Teil für nur kleine Teile der Air Berlin. Zwei, die Vorschläge von Wöhrl und Claassen, bezogen sich auf eine Gesamtübernahme. Air Berlin-Sachwalter Lucas Flöther und der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus sehen bei den beiden dem Vernehmen nach aber so große Mängel, dass sie massiv nachgebessert werden müssten, um noch Chancen zu haben. Auch bei vielen der anderen Angebote müsse noch nachverhandelt werden.

Der neueste Zeitplan sieht vor, dass über das Wochenende mit den Übrig gebliebenen weiterverhandelt wird. Dazu dürften nach SZ-Informationen die British Airways-Muttergesellschaft International Airlines Group (IAG), Lufthansa, EasyJet und Condor/Niki Lauda und womöglich weitere Bieter für kleinere Unternehmensteile zählen. Am Montagvormittag trifft sich der Air Berlin-Verwaltungsrat, um auf der Basis der Empfehlung des Gläubigerausschusses zu entscheiden, mit welchen Bietern die Airline weiter verhandeln soll. Danach will Air Berlin mit den Ergebnissen an die Öffentlichkeit gehen. Die Verträge sollen dann bis Ende September unterschrieben werden.

Insidern zufolge überlappen sich die Angebote zum Teil erheblich. Die Gebote von Lufthansa und IAG ähneln sich der Größe nach ebenso wie das von EasyJet und Condor, wie es hieß. Offenbar ist es auch denkbar, sowohl Lufthansa oder IAG auf der einen Seite sowie EasyJet auf der anderen Zusagen zu geben, denn in dieser Konstellation würden sie sich nicht überschneiden. Lufthansa-Chef Carsten Spohr zufolge will sein Unternehmen neben den 38 Maschinen, die es schon Anfang des Jahres von Air Berlin übernommen hat, bis zu 40 weitere integrieren. Mehr ist aus seiner Sicht kartellrechtlich nicht zu machen. Am Langstreckennetz aus Düsseldorf heraus hat keine der Fluggesellschaften Interesse.

Kebekus und Flöther rechnen damit, dass die Europäische Kommission die Übernahmen kartellrechtlich prüfen wird, voraussichtlich bis Jahresende. Für die Finanzierung im November und Dezember müssten die Käufer sorgen.

© SZ vom 22.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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