Süddeutsche Zeitung

Air Berlin:Kollegen sollen Hunold demontiert haben

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Air-Berlin-Chef Joachim Hunold sah sich durch Intrigen von Kollegen zu seinem überraschenden Rücktritt genötigt. Das berichtet der "Spiegel". Gegen den neuen Sparkurs soll sich der Manager ebenfalls bis zuletzt gewehrt haben.

Zu seinem überraschenden Rücktritt am Donnerstag soll sich Air-Berlin-Chef Joachim Hunold nicht aus freien Stücken entschlossen haben: Einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel zufolge sieht sich der Top-Manager als Opfer einer gegen ihn inszenierten Medienkampagne. Das berichtete die Nachrichtenagentur dapd vorab.

Unter Berufung auf enge Vertraute des Managers berichtet der Spiegel, Kollegen und Teile des Verwaltungsrates hätten in der Presse gezielt Negativberichte gestreut. Das habe Hunold schließlich zum Rücktritt bewogen. Sein Nachfolger, zumindest vorübergehend, soll der frühere Bahnchef Hartmut Mehdorn werden. Mehdorn gehört bereits dem Verwaltungsrat von Air Berlin an, ohne bisher operative Aufgaben zu haben. In eine solche Rolle will sich Hunold nun zurückziehen.

Die Gründe für Hunolds Rückzug sind klar: Das Unternehmen, das Hunold Anfang der neunziger Jahre gegründet hatte, um einen Konkurrenten zur Lufthansa aufzubauen, steckt in einer tiefen Krise. Nach diversen Expansionen und dem Gang an die Börse ist Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft gerade mit etwa 600 Millionen Euro verschuldet - Schuld sind nach Unternehmensdarstellung unter anderem der hohe Ölpreis, die neue Luftverkehrssteuer und die Unruhen in Nordafrika.

Bei seinem Abschiedsauftritt verkündete Hunold selbst noch ein striktes Sparprogramm. Unrentable Verbindungen wie von Frankfurt nach Hamburg oder von Stuttgart nach Sankt Petersburg sollen wegfallen, betroffen von den Kürzungen sind in erster Linie kleinere Flughäfen. Stattdessen wolle sich der Konzern mehr auf stark frequentierte Strecken konzentrieren.

Gegen diesen Strategiewechsel soll sich der Air-Berlin-Chef allerdings bis zuletzt gewehrt haben, wie der Spiegel berichtete. Während der Sitzung des Verwaltungsrates am Donnerstag vorvergangener Woche sei es zum Eklat gekommen. Hunold habe sich heftige Kritik wegen des erneut gestiegenen Verlustes anhören müssen, sein Konzept von Air Berlin aber weiter verteidigt. Damit habe er sich nicht durchsetzen können.

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