Air-Berlin-Insolvenz:Air-Berlin-Chef: 1600 Mitarbeiter verlieren ihren Job

Air Berlin

Maschinen der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin auf dem Flughafen in Berlin-Tegel

(Foto: dpa)
  • Nur etwa 80 Prozent der rund 8000 Beschäftigten von Air Berlin werden voraussichtlich bei den neuen Investoren unterkommen.
  • Lufthansa und Easyjet wollen viele Maschinen und Linien der insolventen Fluggesellschaft übernehmen.
  • Auch Condor könnte, wenn im Oktober die Entscheidung fällt, noch Teile der Airline zugeschlagen bekommen.

Von Jens Flottau, Berlin

Etwa 20 Prozent der Air Berlin-Mitarbeiter werden nach Schätzungen von Unternehmenschef Thomas Winkelmann bei den neuen Investoren keinen Arbeitsplatz bekommen. Bei rund 8000 Beschäftigten insgesamt fallen demnach ungefähr 1600 Stellen weg, selbst wenn der Flugbetrieb der insolventen Fluggesellschaft erfolgreich auf Konkurrenten aufgeteilt werden kann.

Der Generalbevollmächtigte des Unternehmens, Frank Kebekus, sowie Sachwalter Lucas Flöther bestätigten, dass Gespräche mit Lufthansa und Easyjet bis zum 12. Oktober fortgeführt werden sollen. Daraufhin hatte sich der Gläubigerausschuss des Unternehmens schon am vergangenen Donnerstag geeinigt. Der Verwaltungsrat der Air Berlin bestätigte das Votum der Gläubiger am Montag. Die Wahrscheinlichkeit eines Abschlusses sei "sehr hoch."

"Wir sind noch nicht am Ziel der Verhandlungen"

Lufthansa hat nach ihren Angaben Angebote für die Regionaltochter Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW) sowie den österreichischen Ableger Niki abgegeben. Zusätzlich will sie laut Kebekus weitere 13 Maschinen, die Air Berlin derzeit selbst betreibt, übernehmen. Easyjet will Zugriff auf Teile der Air Berlin-Flotte, aber nicht auf Tochtergesellschaften bekommen. Dabei handelt es sich um 27 bis 30 Maschinen.

"Wir sind noch nicht am Ziel der Verhandlungen," warnte Kebekus. Er betonte zudem, ein stabiler Flugbetrieb "in den kommenden Tagen und Wochen ist Grundvoraussetzung für den Erfolg. Alles andere gefährdet die Verhandlungen." Hintergrund für die Aussage ist ein wilder Streik der Piloten vor zwei Wochen, durch den Hunderte Flüge ausgefallen waren.

Aber auch ohne Protestaktionen des Personals dünnt Air Berlin schon in den kommenden Tagen den Flugplan weiter aus, um verlustreiche Verbindungen zu streichen und dadurch den Übergang zu neuen Eigentümern finanziell absichern zu können. So gibt die Airline die wichtigen innerdeutschen Verbindungen von München nach Köln/Bonn und Hamburg am 29. September auf, am 15. Oktober werden alle noch verbliebenen Langstrecken eingestellt. Die Leasingunternehmen ziehen, so das Unternehmen, nach und nach die Langstreckenflugzeuge ab.

Lufthansa hatte schon in der vergangenen Woche bestätigt, bis zu 78 Air Berlin-Flugzeuge übernehmen zu wollen - 38 hat sie bereits durch Kauf- und Leasingverträge unter ihrer Kontrolle.

Auch Condor könnte noch Reste von Air Berlin übernehmen

Dem Vernehmen nach will Easyjet mit Düsseldorf einen weiteren großen Standort in Deutschland aufbauen, für den sie sich aber noch ausreichende Start- und Landezeiten sichern muss. Kebekus räumte ein, dass in Sachen Slots noch Kompromisse zwischen den beiden Bietern gefunden werden müssen. Kebekus geht allerdings davon aus, dass ein Großteil der bis zu 30 Flugzeuge in Berlin stationiert sein werden. Damit würde Berlin zum mit weitem Abstand größten Billigflug-Standort in Deutschland werden. Easyjet will neben dem Flughafen Schönefeld nun auch eine Basis in Berlin-Tegel eröffnen. Air Berlin-Chef Winkelmann betonte, die geplante Lösung mit Lufthansa und Easyjet werde auch den Wettbewerb sicher stellen. Dieser bleibe vor allem in Düsseldorf und Berlin weiterhin "sehr hart."

Möglich ist offenbar weiterhin, dass auch Condor noch kleine Reste der Air Berlin-Flotte übernehmen kann, sollte trotz des Interesses von Lufthansa und Easyjet noch ein Teil übrig bleiben. Condor will sich dazu nicht äußern. Zunächst hatte das Unternehmen zusammen mit dem Niki-Gründer Niki Lauda für die österreichische Sparte geboten, doch ohne seine ehemalige Fluggesellschaft hat Lauda das Interesse an dem Geschäft verloren. Winkelmann sagte, man werde versuchen, möglichst viele Flugzeuge unterzubringen. Sollten am Ende Maschinen übrig bleiben, könne man mit zusätzlichen Bietern wieder ins Gespräch kommen.

Sachwalter Flöther wehrte sich gegen Kritik, das Verfahren sei politisch zugunsten der Lufthansa beeinflusst. "Gerüchte, die Politik habe auf die Auswahl der Investoren Einfluss genommen, sind völlig abwegig. Tatsächlich wären solche Versuche sinn- und folgenlos." Flöther: "So etwas würde es mit mir einfach nicht geben."

Werden die Verträge mit Lufthansa und Easyjet unterschrieben, dann ist es laut Kebekus ohne Probleme möglich, das Massedarlehen der Bundesregierung in Höhe von 150 Millionen Euro zurückzuzahlen. Air Berlin sei "ohne Probleme" bis Ende Oktober durchfinanziert.

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