Agro-Chemie:Endlich ja

Monsanto gibt dem Werben von Bayer nach. Jetzt müssen die beiden Konzerne noch die Kartellbehörden überzeugen. Mit großem Widerstand rechnen sie nicht.

Von Elisabeth Dostert

Zehn Milliarden Menschen, das ist der Markt. So viele Menschen werden nach Schätzungen der Vereinten Nationen 2050 auf der Erde leben. Sie müssen versorgt werden. Ein gigantischer Markt ist das, und die größte Triebkraft hinter den Fusionen und Übernahmen in der agro-chemischen Industrie, die Bauern mit Saatgut und Pflanzenschutzmitteln versorgt. Mit dem 66 Milliarden Dollar teuren Angebot von Bayer für Monsanto erreicht die Übernahmewelle ihren Höhepunkt. Der staatliche Konzern Chem China übernimmt die Schweizer Firma Syngenta. In den USA tun sich Dow Chemical und Dupont zusammen, das Fusionsprodukt soll dann in drei Konzerne zerfallen, einer wird auf Agrochemie spezialisiert sein. Mit dem Zusammenschluss von Bayer und Monsanto entsteht der mit Abstand größte Anbieter von Agrochemie, der allein für Erlöse von gut 23 Milliarden Euro steht. 128 Dollar je Aktie bietet Bayer, der Konzern hatte sein Angebot in den vergangenen Monaten schrittweise erhöht. Die erste Offerte im Mai, 122 Dollar je Aktie, hatte Monsanto barsch abgewiesen. In der Telefonkonferenz am Mittwoch wirkten die Firmenchefs Hugh Grant (Monsanto) und Werner Baumann (Bayer) als seien sie schon ewig dicke Freunde. Jetzt, nachdem Bayer einen tieferen Einblick in die Bücher von Monsanto bekommen habe und Zugang zu vertraulichen Daten, halte man einen Preis von 128 Dollar je Aktie für "fair", sagte Liam Condon, der Ire ist im Bayer-Vorstand für das Agrogeschäft zuständig.

Zwei wesentliche Hürden muss Bayer nehmen: Der Konzern muss die Monsanto-Aktionäre und die Kartellbehörden überzeugen. "Der Vorstand von Monsanto steht voll hinter der Transaktion und wird sie den eigenen Aktionären empfehlen", sagt Condon. Durch die Fusion könne man künftig den Landwirten Saatgut, Pflanzenschutz und digitale Lösungen aus einer Hand anbieten. Schon jetzt versorgt Monsanto die Farmer mit Wetterdaten. Satelliten sollen bald helfen, früh Unkraut und Schädlinge auf den Feldern auszumachen.

Bayer will die Übernahme bis Ende 2017 vollziehen. Die Aktionäre von Monsanto sollen voraussichtlich in einer außerordentlichen Hauptversammlung Ende des Jahres oder beim regulären Aktionärstreffen im Januar abstimmen, "eine einfache Mehrheit genügt", sagte Condon. Zu den Kartellbehörden wolle Bayer unverzüglich Kontakt aufnehmen. Die Kartellbehörden in den USA, Europa und auch China "werden sich das sehr genau angucken und von uns viele Details fordern", sagte Condon.

"Widerstand" gegen die Übernahme von Monsanto durch Bayer erwartet Condon nicht, "sondern einen Prozess, in dem geklärt wird, wo wir Überlappungen haben, die bereinigt werden müssen". Wo er diese sieht, wollte Condon nicht sagen. Die Geschäfte seien "sehr komplementär. Monsanto ist primär ein Saatgutunternehmen, wir sind primär im Pflanzenschutz." Auch geografisch ergänzten sich die beiden. Bayer sei stark in Europa und Asien, Monsanto stärker in Nord- und Südamerika.

Viele Einzelheiten sind noch zu klären. "Am Ende werde Monsanto als juristische Einheit in Bayer aufgehen", sagt Condon. Auch das künftige Management steht noch nicht fest. "Das wird jetzt einer der dringendsten Fragen sei, wer ist die neue Führungsmannschaft." Es sei auch noch keine Entscheidung getroffen, ob der Name Monsanto über kurz oder lang verschwinde. "Die gesamte Markenstrategie wird überprüft werden", sagte Condon. An den Aktienmärkten bestehen offenbar große Zweifel, dass die Übernahme gelingt. Der Kurs des Monsanto-Papiers legte am Mittwoch leicht auf knapp 107 Dollar zu. Er liegt damit weit unter dem Preis, den Bayer zahlen will. Im Mai, als Bayer eine erste Annäherung mit 122 Dollar je Aktie wagte, war der Kurs von Monsanto binnen weniger Tage auf rund 112 Dollar gesprungen. Die Papiere beider Konzerne sind breit gestreut. Kein Investor hält nach Angaben von Bloomberg mehr als zehn Prozent des Kapitals. Einige der größten Aktionäre wie Blackrock, die Vanguard Group und die Norges Bank haben beide Werte in ihren Depots.

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