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Agrar - Neuzelle:Ginger & Co als Spürnasen gegen die Schweinepest

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Neuzelle/Cottbus (dpa/bb) - Pina, Pebbles, Bailey und Ginger - diese Namen könnten im Oder-Spree-Kreis in der nächsten Zeit populär werden. Sie gehören den vier Suchhunden, die im Kampf gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest im Gefährdungsgebiet des betroffenen Landkreises Oder-Spree Wildschweinkadaver aufspüren sollen. Die Hundestaffel aus Rheinland Pfalz ist speziell auf die Kadaver-Suche trainiert. Die Hunde dürfen das, was sie finden, nicht bringen sondern nur Bescheid geben, erklärte Hundeführer Rüdiger Wolf vom Landesforstamt Kusel am Dienstag im Neuzeller Ortsteil Kobbeln ihre Arbeit. Gerade im Dickicht von Waldgebieten sind die Hunde nach Aussage der Amtstierärztin des Kreises Oder-Spree, Petra Senger, sehr effiziente Helfer. Dort allein mit Menschenketten zu suchen, sei äußerst schwierig.

"Den Hunden muss es Spaß machen, dann sind sie auch konzentriert. Wenn dem nicht so ist, dann suchen sie nicht", erläuterte Hundeführerin Annina Prüssing aus dem Hunsrück. Vor ihrem Einsatz am Dienstag wirkten die Tiere zugänglich, ließen sich sogar streicheln.

Auch im zweiten betroffenen Landkreis Spree-Neiße hat eine Hundestaffel die Arbeit aufgenommen. Zehn Hunde und ihre Hundeführer aus Schleswig-Holstein suchen im Gefährdungsgebiet nach totem Wild. Laut Gesundheitsministerium wurde bisher bei neun toten Wildschweinen im Raum Schenkendöbern im Kreis Spree-Neiße und bei elf im Bereich Neuzelle im Kreis Oder-Spree die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen. Menschen sollten an das Betretungsverbot für Wälder und Felder denken und weder auf Pilzsuche gehe, noch Spaziergänge dort unternehmen, mahnte die Sprecherin des Landrates Spree-Neiße, Petra Rademacher.

Kritik kommt inzwischen vom Landesjagdverband, der Hilfsanfragen zur Fallwildsuche aus den Kommunen vermisst. "Leider gibt es bislang trotz unserer Angebote keine konkreten Anfragen. Brauchbare Hunde sollten bei den Jägern vor Ort ausreichend vorhanden sein", sagte Präsident Dirk-Henner Wellershoff der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Er bezweifelte, dass die Staffeln für die Suche reichten. "Was sollen so wenige Hunde auf einer Fläche so groß wie das Saarland ausrichten"?", fragt der Präsident des Landesjagdverbandes.

Unterdessen will das Land die Schutzmaßnahmen gegen die Schweinepest weiter ausweiten. Ein fester Zaun soll an der Grenze zu Polen errichtet werden. "Wir werden das jetzt bauen", sagte Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Dienstag in Potsdam. Es geht zunächst um einen festen Zaun im Bereich des Kreises Spree-Neiße Richtung Sachsen. Nach dem Ausbruch der Schweinepest in Brandenburg hatte der Landesbauernverband eine feste Einzäunung um das Kerngebiet der infizierten Tierfunde und an der Grenze zu Polen gefordert.

Die Ministerin kündigte nach Kritik auch eine neue technische Einsatzleitung an. Damit soll die Zusammenarbeit von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Polizei, Veterinären und Verbänden verbessert werden. Die technische Einsatzleitung zur Koordinierung von Aktivitäten gegen die Schweinepest wird in Eisenhüttenstadt angesiedelt. Sitz des Landeskrisenstabes ist Potsdam.

Das Bundesagrarministerium forderte unterdessen von Brandenburg ein koordiniertes Vorgehen im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest. Staatssekretärin Beate Kasch teilte zu einer Sitzung des Zentralen Krisenstabs Tierseuchen in Potsdam mit, es brauche "eine große Kraftanstrengung und ein geschlossenes Auftreten" an Ort und Stelle. "Wir haben die Erwartung an Brandenburg, dafür Sorge zu tragen, dass die zuständigen Vor-Ort-Behörden abgestimmt und einheitlich vorgehen", sagte sie. "Es ist Aufgabe des Landeskrisenzentrums Brandenburg, hier zu koordinieren und zu steuern." Dafür gebe es "umfassende Checklisten, Verfahrensanweisungen und Maßnahmenpläne".

Seit Dienstag ist ein Team von Tierärzten, die die EU-Kommission geschickt hat, in Brandenburg und lässt sich die Schutzmaßnahmen erläutern. Die Veterinärexperten wollen an diesem Mittwoch laut Nonnemacher mit Behördenvertretern und Landwirten sprechen. Bereits Anfang des Jahres überzeugten sich die Mediziner, die auch schon die Ausbrüche in Tschechien, Belgien und Polen begleitet haben, in Brandenburg und Sachsen über den Stand der Präventionsmaßnahmen.

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