Agrar - Lengerich:Corona-Ausbruch: Pfarrer warnt vor "Sklaverei"

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Der Autor und Pfarrer Peter Kossen aus Lengerich. Foto: Friso Gentsch/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Lengerich (dpa/lni) - Nach dem erneuten Corona-Ausbruch in einem Wiesenhof-Schlachthof hat der katholische Pfarrer Peter Kossen vor "moderner Sklaverei" in den Fleischfabriken gewarnt. Von Ankündigungen großer Fleischkonzerne, Werkarbeiter fest anstellen zu wollen, dürfe sich der Gesetzgeber nicht täuschen lassen, sagte der Pfarrer aus Lengerich im nordrhein-westfälischen Kreis Steinfurt am Sonntag. Er rief dazu auf, die "moderne Sklaverei" zu beenden. Nur: "Solange die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitsmigranten nicht substanziell verbessert werden, ist kein Ende in Sicht."

Wenn jetzt zu hören sei, "die Werkvertragsarbeiter würden demnächst von Tochtergesellschaften angestellt, dann ist das doch die gleiche Masche, mit der die Fleischindustrie schon lange Arbeitsmigranten ausgebeutet hat, indem sie nämlich als eigener Subunternehmer auftritt und genau damit Löhne und Sozialstandards drückt", mahnte Kossen. Der Pfarrer setzt sich seit Jahren für die Interessen der Werkarbeiter in der Fleischindustrie ein.

Die Konzerne Tönnies, Westfleisch und PHW (Wiesenhof) hatten angekündigt, ab 2021 auf Werkarbeiter weitgehend verzichten zu wollen. Die Bundesregierung plant zum 1. Januar zudem ein Verbot der Werkarbeit in der jetzigen Form. In Lohne sind nach Angaben des Landkreises Vechta unterdessen 66 Menschen in einem Wiesenhof-Hähnchenschlachthof positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Kossen beklagte: "Die Immobilienfirma in Konzernhand, die Matratzen in Schrottimmobilien zu Wucherpreisen an Arbeitsmigranten vermietet, macht die Abzocke komplett." Der Gesetzgeber müsse "diesen kriminellen Sumpf vollständig trockenlegen". Das System einer Wertschöpfung, die weitgehend auf der Ausbeutung von Menschen, Tieren und Natur aufgebaut sei, sei krank und mache krank.

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