Süddeutsche Zeitung

Agrar - Köln:Erntehelfer in NRW dringend gesucht: Schon viele Freiwillige

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Köln (dpa/lnw) - Pflanz- und Erntehelfer werden in NRW weiter dringend benötigt. Wegen der Corona-Reiseverbote für Erntehelfer sei im Land eine Lücke von etwa 45 000 Menschen in der Landwirtschaft entstanden, teilte die Landesregierung am Sonntag mit. Obwohl sich nach Aufrufen mehrerer Verbände bereits mehrere Tausend freiwillige Helfer für die Spargelernte gemeldet hatten, werden noch viele weitere helfende Hände gesucht.

Die gemeinsame Aktion der drei NRW-Ministerien für Landwirtschaft, Integration und Arbeit ruft dazu auf, die heimischen Betriebe in der jetzt beginnenden Pflanz- und Erntezeit zu unterstützen. "Was jetzt nicht an Gemüse gepflanzt wird, kommt später auch nicht in die Regale und auf den Tisch", hieß es. Kartoffeln, Salate, Kohl und Lauch müssten ausgepflanzt werden. Zudem starte bereits die Ernte, zum Beispiel von Rhabarber, bald auch der ersten Erdbeeren.

Gezielt werden Menschen angesprochen, die sich durch die Coronakrise bedingt gerade in Kurzarbeit befinden, sowie Asylbewerber und Geduldete, die arbeiten dürfen. Aufgerufen seien aber alle, die freie Kapazitäten hätten und sich für die Gesellschaft einsetzen wollten.

Die Zeit drängt, denn am 8. April beginnt für etwa 400 Betriebe in NRW die offizielle Spargelsaison. Ein reibungsloser Einstieg in die Ernte dürfte nicht zu erwarten sein. "Spargelstechen kann man nicht so schnell lernen", gibt Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen zu Bedenken. Das Gemüse sei mit bloßem Auge gar nicht leicht zu erkennen. Und es brauche eine bestimmte Technik, um die Stangen in der Erde nicht zu beschädigen. "Man muss nett zum Spargel sein, denn er ist empfindlich."

Weder im Hinblick auf die Ernte noch auf den Umsatz werde es ein gewöhnliches Spargeljahr werden, sagte Rüb der Deutschen Presse-Agentur. Der Anteil, den normalerweise die Gastronomie kaufe, sei "beachtlich" - und er falle in diesem Jahr komplett aus. Es sei deshalb auch damit zu rechnen, dass der Spargelpreis vergleichsweise niedrig ist.

Um die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu hemmen, hatte die Bundesregierung Erntehelfern aus vielen Staaten die Einreise untersagt. Üblicherweise kommen jedes Jahr etliche Saisonarbeiter, etwa aus Rumänien oder Polen, für die Wochen der Spargelernte nach Deutschland. Laut Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser sind 53 000 Kräfte von den Sperren betroffen. Bisher seien nur rund 8000 Arbeiter im Land. Das Einreiseverbot gilt nicht für Einreisende aus Polen, Tschechien und der Slowakei.

Auf Plattformen wie www.daslandhilft.de können sich Freiwillige, die etwa durch ausfallende Jobs Zeit haben, als Erntehelfer registrieren. Auch der Rheinische Landwirtschaftsverband und der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband haben Aktionen gestartet, um Unterstützung auf Anbauflächen zu finden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200328-99-504934
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Direkt aus dem dpa-Newskanal