Agrar - Hannover:Schlachthof-Videos werfen Schlaglicht auf Lage von Arbeitern

Oldenburg/Hamburg (dpa/lni) - Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) hat nach den jüngsten Videoaufnahmen aus einem Schlachthof die Zustände in vielen Betrieben massiv kritisiert. "Es herrscht ein enormer Leistungsdruck. Es gibt kaum Verantwortliche in den Schlachthöfen, die ein Interesse an Qualität und Kontrolle haben, und viele Veterinäre schauen weg", sagte Thomas Bernhard, Referatsleiter Fleisch bei der NGG, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Durch den vermehrten Einsatz von Werkvertragsarbeitern würden die Schlachthöfe massive Mängel im Umgang mit den Schlachttieren verursachen.

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Oldenburg/Hamburg (dpa/lni) - Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) hat nach den jüngsten Videoaufnahmen aus einem Schlachthof die Zustände in vielen Betrieben massiv kritisiert. "Es herrscht ein enormer Leistungsdruck. Es gibt kaum Verantwortliche in den Schlachthöfen, die ein Interesse an Qualität und Kontrolle haben, und viele Veterinäre schauen weg", sagte Thomas Bernhard, Referatsleiter Fleisch bei der NGG, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Durch den vermehrten Einsatz von Werkvertragsarbeitern würden die Schlachthöfe massive Mängel im Umgang mit den Schlachttieren verursachen.

Das betreffe vor allem kleinere und mittelgroße Schlachthöfe. Große Konzerne achteten inzwischen sehr auf fachgerechte Betäubung und Tötung des Tieres. Dort seien Werkvertragsarbeiter oft erst danach im Einsatz. Wenig überrascht zeigte sich Bernhard von den mit versteckter Kamera aufgenommenen Video-Aufnahmen aus einem Schlachthof in Oldenburg, gegen den wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz ermittelt wird.

Die Schlachthöfe vergäben die Aufträge an Subunternehmen, deren meist aus Osteuropa stammenden Werkvertragsarbeiter arbeiteten dann den Auftrag unter hohem Leistungsdruck ab. Diese erhielten oft nur einen Schnellkurs. Bei einem Stundenlohn von 12 bis 13 Euro oder deutlich weniger versuchten die Beschäftigten, Lohn-Abzüge wegen Fehlleistung zu vermeiden und die vereinbarten Schlachtzahlen so schnell wie möglich zu erreichen. Der neue NGG-Chef Guido Zeitler hatte am Dienstag beim Gewerkschaftstag in Leipzig von "sklavenähnlichen Zuständen" in der Fleischbranche gesprochen.

Der Betreiber des Oldenburger Schlachthofes schrieb die Verstöße den "per Werksvertrag eingesetzten Beschäftigten" zu, die nicht mehr eingesetzt würden. Die tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen im niedersächsischen Landtag, Miriam Staudte, betonte, es sei nicht akzeptabel, dass die Unternehmensleitung die alleinige Verantwortung auf die schlecht bezahlten Werksarbeiter abwälze.

Sie forderte, dass der Schutz der Tiere in den Betrieben unbedingt sichergestellt werden müsse: "Als Konsequenz aus den bekannt gewordenen schlimmen Fällen von Tierschutzvergehen fordern wir, dass staatliche Behörden für eine Videoüberwachung in den Schlachthöfen sorgen müssen. Für eine sachgerechte Bewertung muss das Filmmaterial ausschließlich von den amtlichen Veterinären begutachtet werden und nicht durch den Betrieb selbst."

Das Agrarministerium rechnet vor der Fachmesse Eurotier in Hannover (13. bis 16. November) damit, dass weitere Videos auftauchen werden. "Ich will nicht ausschließen, dass wir in den nächsten Wochen - um die Eurotier herum - vielleicht noch das eine oder andere Bildmaterial zu sehen bekommen", sagte Michael Kühne, der für Verbraucher- und Tierschutz zuständige Abteilungsleiter im niedersächsischen Agrarministerium. Er betonte: "Es gibt Hinweise aus Kommunen, dass in weiteren Betrieben wohl auch solche Kameras entdeckt worden sind."

Der Verein Deutsches Tierschutzbüro hatte die Videos am Dienstag gezeigt. Die Tierschützer werfen dem Schlachthof unter anderem vor, Rinder bei Bewusstsein getötet und mit Elektroschockern malträtiert zu haben. Die Stadt Oldenburg habe 30 Strafanzeigen gegen Viehhändler und Transporteure erstattet, so Kühne.

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