Agrar - Hamburg:Fischereiverband SH: Wenig Licht bei beschlossener Fangmenge

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Heringe liegen an Bord eines Fischkutters. Foto: Stefan Sauer/zb/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Kiel/Luxemburg (dpa/lno) - Viel Schatten, wenig Licht: Mit diesen Worten hat der stellvertretende Vorsitzende des Landesfischereiverbandes Schleswig-Holstein, Benjamin Schmöde, die Einigung der europäischen Fischereiminister auf die Fangmengen für die Ostsee im kommenden Jahr zusammengefasst. Die Entscheidungen seien nicht wirklich positiv für die Fischer, sagte Schmöde am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Grundsätzlich bleibe es weiterhin ein Drama.

Beim westlichen Hering sieht die Einigung der Minister eine Kürzung um 50 Prozent vor, beim westlichen Dorsch hingegen ein leichtes Plus um fünf Prozent. In der östlichen Ostsee darf Dorsch weiterhin nicht gezielt gefischt werden. Ein leichtes Plus gibt es im kommenden Jahr bei der Fangquote für die Scholle (plus fünf Prozent) und die Sprotte (plus sechs Prozent).

Schmöde zeigte sich positiv überrascht, dass die Minister sich hinsichtlich des westlichen Dorsches - dem "Brotfisch" in Schleswig-Holstein - nicht an den Vorschlag der EU-Kommission gehalten hätten, sondern eher wissenschaftlichen Empfehlung gefolgt seien. Die Kommission hatte eine weitere Quotensenkung vorgeschlagen, die Minister einigten sich um eine Erhöhung der Fangmenge um fünf Prozent. Nach Angaben Schmödes hätte die Fangmenge aufgrund wissenschaftlichen Empfehlungen um 10 bis 20 Prozent erhöht werden können.

Die Halbierung der Heringsquote ist nach Ansicht des Deutschen Fischerei-Verbandes "eine Katastrophe für die deutschen Fischer". Seit 2017 sei sie um 94 Prozent reduziert worden, sagte ein Sprecher. Das treffe besonders die Fischer in Mecklenburg-Vorpommern sehr hart, die mehr vom Hering abhängig seien als ihre Berufskollegen in Schleswig-Holstein.

Deutschen Umweltverbänden reichte die beschlossene Kürzung der Fischfangmengen hingegen nicht aus. So kritisierten unter anderem Greenpeace, Deutsche Umwelthilfe und der WWF beispielsweise, dass kein Fangstopp für den westlichen Hering verhängt wurde.

Schleswig-Holsteins Fischereiminister Jan Philipp Albrecht sagte am Dienstag in Kiel, es sei erst einmal richtig, dass die Einigung sich daran orientiere, was die Wissenschaftler sagten, "nämlich dass wir wirklich eine dramatische Situation für den Hering vor allen Dingen, aber auch für den Dorsch in der Ostsee haben". Er erkannte aber auch die harten, existenziellen Einschränkungen für "unsere Fischer".

Albrecht machte sich für einen Strukturwandel stark, der aktiv unterstützt werden müsse. Über die Modalitäten der finanziellen Ausgestaltung endgültiger Stilllegungen in der Fischerei werden in den kommenden Wochen Gespräche zwischen dem Bund und den Ländern geführt werden. "Wichtig ist, dass den Fischern ein ausreichender Anreiz geboten wird, um Fahrzeuge aus der Fischerei zu nehmen und so den in der Fischerei verbleibenden Kollegen anteilig mehr Quote zuteilwerden zu lassen."

Es gebe das klare Signal aus den Verbänden, der Branche, dass es richtig sei, einen solchen Strukturwandel jetzt anzugehen, sagte Albrecht weiter. Nur in der Kombination von wissenschaftsbasierten Fangquoten und Strukturwandel können wir auf längere Sicht eine nachhaltige Fischerei in der Ostsee sichern", sagte Albrecht.

Hauptberufliche Fischerinnen und Fischer haben auch in den vergangenen Jahren bereits finanzielle Hilfen erhalten. So bekommen sie Ausgleichszahlungen, wenn sie ihren Betrieb in der Dorsch- oder Heringsfischerei vorübergehend stilllegen. In Schleswig-Holstein haben nach Angaben des Fischereiministeriums allein in diesem Jahr 48 Fischer die Fangtätigkeit auf Dorsch und/oder Hering zeitweise eingestellt und dafür insgesamt etwa 902 000 Euro erhalten.

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