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Agrar - Friedrichsdorf:Trockenheit im Frühling dämpft Erwartungen an Getreideernte

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Zu Beginn der Getreideernte in Hessen zeigt sich der Hessische Bauernverband angesichts des trockenen Frühjahrs skeptisch in seinen Ertragserwartungen. Auch wenn die Niederschläge der vergangenen Wochen einiges wettgemacht hätten, kämen sie für die nun gedroschene Wintergerste zu spät, sagte Verbandspräsident Karsten Schmal am Mittwoch während des Erntegesprächs auf einem Betrieb bei Frankfurt. "Wir rechnen in Hessen in diesem Jahr beim Getreide mit einer eher unterdurchschnittlichen Gesamterntemenge, voraussichtlich knapp über der zwei Millionen Tonnen-Marke." Die Erträge hätten schon "deutlich darüber" gelegen, so Schmal.

Die langanhaltende Frühjahrstrockenheit in Verbindung mit Spätfrösten Anfang Mai sei wesentliche Ursache dieses ernüchternden Ergebnisses, sagte der Bauernpräsident. Allerdings gebe es deutliche regionale Unterschiede, abhängig von der jeweiligen Niederschlagsmenge und der Bodenqualität an den einzelnen Standorten.

Schwierige Bedingungen herrschten für die Sommergerste, die besonders unter der Trockenheit nach der Aussaat im März gelitten habe. Bei der meist als Braugerste verwendeten Sommergerste würden die Erträge voraussichtlich bis zu 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. Denn während im langjährigen Mittel von März bis Mai durchschnittlich 191 Liter Niederschlag pro Quadratmeter fielen, seien es in diesem Frühjahr nur 110 Liter gewesen, damit fehlten 42 Prozent.

Eher durchschnittlich dürfte nach Angaben der Bauern die Ernte beim Winterweizen ausfallen, der die wichtigste Getreideart in Hessen sei. Er nimmt etwa die Hälfte der hessischen Getreideanbaufläche ein - in diesem Jahr knapp 150 000 Hektar. Zum Vergleich: Wintergerste wird auf gut 66 000 Hektar angebaut, Sommergerste auf 17 800 Hektar.

Witterungsextreme hätten im Zuge des Klimawandels deutlich zugenommen, betonte Schmal. Spätfröste, Starkregen und vor allem längere Trockenperiode hätten große Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum und damit auch auf die Ernteerträge. "Wir schauen nicht untätig zu, wir versuchen zu reagieren", sagte Schmal mit Blick auf Diversifizierung beim Anbau und den Anbau von trocken- und hitzetoleranten Pflanzen.

"Wir drehen kleine Schräubchen", sagte Matthias Mehl, der Leiter des am Mittwoch besuchten Betriebs zu den Bemühungen, mit den Folgen des Klimawandels zu leben. Das könne etwa heißen, etwas früher als bisher Gerste anzubauen und auf längere Aussaatzeit zu setzen. Auch erprobe er etwa französische Getreidelinien, "die das Klima schon so haben" und - so die Hoffnung - sich auch hierzulande als widerstandsfähiger erwiesen.

Das Wetter hatte Landwirt Mehl auch am Mittwoch im Blick, als einer seiner Mitarbeiter am Steuer des Mähdreschers Reihe um Reihe durch das Getreidefeld fuhr und der aufwirbelnde Staub den Blick auf Taunus und Frankfurter Skyline trübte. Der warme, trockene Tag schien zwar ideale Bedingungen für die Ernte zu bieten, doch Mehl lag viel daran, den Mähdrescher möglichst durchgehend im Einsatz zu halten, so lange das Wetter anhielt: "Es wurden Unwetter und Starkregen vorhergesagt - da könnten wir heute noch nass werden." Und nasses Getreide sei anfälliger für Schimmel oder Schädlinge - deshalb werde das geerntete Getreide auch auf seinen Feuchtigkeitsgehalt gecheckt: "Mehr als 14 Prozent sollen es nicht sein."

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