Agrar - Dresden:Sachsen will Produkte aus der Region stärker vermarkten

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Wolfram Günther spricht während einer Pressekonferenz. Foto: Jan Woitas/zb/dpa/Archiv (Foto: dpa)

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Dresden (dpa/sn) - Sachsen will die Nachfrage nach Lebensmitteln aus der eigenen Region befördern und entsprechende Hemmnisse aus dem Weg räumen. Appelle allein reichten dafür nicht aus, sagte Agrarminister Wolfram Günther (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Es gebe bereits einen Trend, dass die Leute mehr regionale und zudem Öko-Produkte kauften.

"Das Problem ist häufig, dass die entsprechenden Angebote fehlen - auch in Sachsen. Wenn man sich mit Lebensmitteln aus der Region ernähren möchte, gelingt einem das oft nicht, weil Strukturen dafür fehlen", betonte Günther. Die Betriebe würden die Produkte zwar erzeugen, meist fehle aber die Weiterverarbeitung. Es gebe sogar Negativtrends etwa bei Fleischprodukten. Spätestens mit der BSE-Krise hätten immer mehr Schlachthöfe dicht gemacht. Derzeit gebe es in Sachsen nur noch einen in Belgern.

"Der nächste Schlachthof liegt in Altenburg in Ostthüringen. Doch auch der soll geschlossen werden. Künftig wird man die Tiere nach Weißenfels oder Hof zum Schlachten fahren müssen. Das ist genau das Gegenteil von regionaler Erzeugung", betonte Wolfram. Für alle Lebensmittel der täglichen Ernährung brauche man stärkere regionale Strukturen der Weiterverarbeitung: "Wir benötigen eine stärkere Nachfrage nach den Produkten, aber auch entsprechende Strukturen. Das dockt bislang noch nicht richtig aneinander."

Nach den Worten von Günther gibt es zwar Handelsketten, die für regionale Produkte offen sind. Sie brauchten in der Regel aber bestimmte Mindestmengen in der gleichen Qualität. Das sei mitunter noch nicht gegeben. Potenzial für Produkte aus der Heimat sieht der Minister unter anderem bei der Gemeinschaftsverpflegung, beispielsweise in großen Kantinen von Krankenhäusern: "In einer Stärkung der Nachfrage nach regionalen Produkten sehe ich einen Schwerpunkt meiner Arbeit als Landwirtschaftsminister."

Günther ging auch auf Preisschlachten um Lebensmittel ein: "Den Kampf um die billigste Produktion können und wollen wir gar nicht gewinnen. Uns muss es um Wertschöpfung in der Region gehen". Das Bewusstsein für hochwertige Produkte aus der Region wachse. Erzeuger, Verarbeitungsbetriebe, Handel und Direktvermarkter gelte es besser zusammenzuführen. "Das ist ein Kreislauf. Je besser das Angebot, desto größer die Nachfrage. Je größer die Nachfrage, umso mehr wird qualitativ produziert. Das ist aber ein Prozess und geht nicht von heute auf morgen."

Der Minister sieht die Politik dabei als eine Art Moderator zwischen Erzeugern, Weiterverarbeitern, Handel und Verbrauchern. "Wir müssen darüber sprechen, welche Hemmnisse es gibt, ob da rechtliche Regelungen erschwerend wirken oder ob man eine Anschubfinanzierung benötigt. Das hat viel mit Kommunikation zu tun. Ich möchte das mit den Akteuren gemeinsam entwickeln."

Günther zufolge waren die bisherigen Strukturen der Agrarförderung durch die EU bisher auf Masse ausgerichtet: "Das hat Geld gebracht, nicht aber die Weiterverarbeitung von Lebensmitteln. Das ganze Anreizsystem hat nicht in diese Richtung hin gewirkt." Die Ausrichtung auf große Strukturen und ein immer kosteneffizienteres Produzieren habe zu Konzentrationsprozessen geführt: "Deshalb gibt es jetzt in Mitteldeutschland nur noch einen großen Schlachthof, in Weißenfels. Von dieser Entwicklung müssen wir wieder wegkommen." Letztlich seien das aber betriebswirtschaftliche Entscheidungen, für die Investoren die passenden Rahmenbedingungen benötigten.

Seinen ersten großen Auftritt außerhalb Sachsens hat Günther auf der am Freitag beginnenden Grünen Woche in Berlin: "Unser Fokus liegt ganz stark auf den regionalen Produkten. Wir möchten das mit dem Tourismus verbinden. Im Zentrum stehen dabei die Regionen Chemnitz, Zwickau und Muldental. Da ich in dieser Region lebe, ist es mir ein besonderes Vergnügen, regionale Produkte und Tourismus als Kombination vorzustellen."

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