Agrar - Bösdorf:Bauern im Norden froh über Durchschnittsernte

Kiel/Bösdorf (dpa/lno) - Nach zwei Extremjahren mit zu viel Nässe und langer Dürre haben Schleswig-Holsteins Bauern eine durchschnittliche Getreide- und Rapsernte eingefahren. Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) gab ihr bei der Bilanzpressekonferenz in einer Scheune in Bösdorf bei Plön am Donnerstag die Note "befriedigend". Ein normales Erntejahr reiche aber nicht, um die Verluste aus 2018 zu kompensieren. Der Klimawandel mit Dürreperioden und plötzlichem Starkregen als Folge zwinge zu mehr Improvisation. Die Bauern müssten auch investieren und einem enormen Preisdruck standhalten. "Wir müssen langfristig denken und auch die Risikovorsorge stärken."

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Kiel/Bösdorf (dpa/lno) - Nach zwei Extremjahren mit zu viel Nässe und langer Dürre haben Schleswig-Holsteins Bauern eine durchschnittliche Getreide- und Rapsernte eingefahren. Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) gab ihr bei der Bilanzpressekonferenz in einer Scheune in Bösdorf bei Plön am Donnerstag die Note "befriedigend". Ein normales Erntejahr reiche aber nicht, um die Verluste aus 2018 zu kompensieren. Der Klimawandel mit Dürreperioden und plötzlichem Starkregen als Folge zwinge zu mehr Improvisation. Die Bauern müssten auch investieren und einem enormen Preisdruck standhalten. "Wir müssen langfristig denken und auch die Risikovorsorge stärken."

Von Bauernverbandspräsident Werner Schwarz erntete der Grüne Lob für den Dialog über die Zukunft der Landwirtschaft und Kritik zur Abwicklung der Dürrehilfe. Die Hürden zur Gewährung von Geldern seien zu hoch, und es würden Anträge abgelehnt, die aus Sicht der Bauern bewilligt werden müssten. Dennoch kam Schwarz zu diesem Schluss: "In Schleswig-Holstein leben wir im gelobten Land." Schon kurz hinter der Elbe und auch anderswo in Deutschland gebe es wieder schwere Dürreschäden. Der Norden sei mit Böden gesegnet, die Wasser besser speichern könnten als anderswo, sagte Minister Albrecht.

Der gastgebende Landwirt Alfred Stender erinnerte an Dürrezeiten auch in den Siebzigerjahren, aber mittlerweile sei es wärmer und die Sonne extremer. "Wir brauchen eine bessere wissenschaftliche Beratung für Innovationen", sagte Stender, dessen Hof seit 1798 in Familienbesitz ist. Es ist der einzige von einst sechs Betrieben im Dorf. Lange galt ein Höfesterben von ein bis zwei Prozent als normal. Jetzt vermutet Bauernpräsident Schwarz eine Quote von mehr als drei Prozent.

Das hat nicht nur mit ökonomischen Zwängen, Unsicherheit angesichts von Wetterkapriolen und Nachwuchsproblemen zu tun. Auch Kritik an Tierhaltung oder Boden- und Gewässerbelastung macht Landwirten zu schaffen. Von einer teils sehr negativen Stimmung sprach Schwarz. Manche hörten lieber auf, wenn zu wirtschaftlichen Problemen noch eine komplett fehlende Anerkennung in der Gesellschaft komme.

Bauer Stender wurde noch drastischer, sprach von einer Kriminalisierung des Berufsstandes. Es gebe nicht nur von Medien teils sehr scharfe Kritik. So sei ein Bauer, der einen Stall bauen wollte, bedroht und mit einer Todesanzeige konfrontiert worden. "Das ist hier in Schleswig-Holstein passiert." Der Bauernverband prüfe Facebook-Posts daraufhin, ob sie den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen, sagte Schwarz.

Für dieses Jahr wird im Land laut Statistikamt Nord nach der zweiten, noch vorläufigen Berechnung eine Getreideernte von 2,6 Millionen Tonnen erwartet. Das wären 44 Prozent mehr als im miesen Vorjahr und fünf Prozent mehr als im Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2018. Der Hektarertrag über alle Getreidearten wird im Landesmittel auf 87 Dezitonnen je Hektar prognostiziert. Das wären drei Prozent über dem sechsjährigen Durchschnittswert von 85 Dezitonnen.

Allein 60 Prozent der Getreideernte entfallen auf Winterweizen. Dieser leidet zum Teil unter Qualitätsproblemen infolge mangelnder Wasserversorgung bis Anfang Juli. Wo der Eiweißgehalt statt zwölf nur acht Prozent beträgt, reicht das nicht zum Backen, sondern nur zum Verfüttern, wie Landwirtschaftskammer-Präsidentin Ute Volquardsen erläuterte.

Eine schlechte Nachricht gibt es auch für alle, die sich im Frühjahr über die strahlend gelben Rapsfelder freuen: Die Anbaufläche schrumpfte von einst 100 000 auf 66 000 Hektar, wie Volquardsen berichtete. Der Rapsanbau ist nicht mehr so lukrativ, weil der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln eingeschränkt werden musste. Kompensiert wurde die Verkleinerung der Rapsfläche durch diverse andere Früchte, von Gerste und Rüben bis hin zu Bohnen und Erbsen.

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