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Agrar - Bardowick:Handwerksmühle Bardowick kommt mit Produktion nicht nach

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Bardowick (dpa/lni) - In einer alten Mühle in Bardowick bei Lüneburg wird das Mahlen noch als alte Handwerkskunst betrieben. Seit Monaten arbeitet das Team am Anschlag, so groß ist die Nachfrage. Erst wurden in der Corona-Pandemie Toilettenpapier und Mehl gehamstert, nun wegen des Kriegs in der Ukraine. "Wir arbeiten 7 Tage, 14 Stunden", erzählt Eckhard Meyer, der den Betrieb in sechster Generation führt.

Er hat die Produktion auf zwei bis drei Tonnen Getreide am Tag verdoppelt, mehr geht derzeit nicht mit seinen zwei in die Jahre gekommenen Mühlen - eine elektrisch, die zweite mit der Windkraft der nostalgischen Mühlenblätter. Eine Innung für Müllereibetriebe gibt es schon lange nicht mehr, die Berufsschule in Wittingen im Landkreis Gifhorn ist die einzige in Norddeutschland - aber die Handwerksmühle mit den großen Flügeln brummt.

"Ich stelle eine neue Wertschätzung fest", sagt Meyer, der schon dachte, nach der ganzen Osterbäckerei ginge das Geschäft zurück. Stattdessen brummt der angeschlossene Hofladen. Dort gehen derzeit 500 bis 600 Ein-Kilogramm-Tüten über den Tresen. Fast dreimal so viel wie zu normalen Zeiten.

Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg habe es einen Aufschwung bei den Mühlen gegeben, bestätigt Hubertus Nitzschke, Geschäftsführer des Mitteldeutschen Müllerbundes. "Dieser Boom hat wieder angefangen, gerade im Moment werden sie gestürmt. Goldene Zeiten der Mühlen waren immer Krisenzeiten, wir sind systemrelevant." Um zu überleben, hätten die kleinen Mühlen immer ein zweites Standbein. Der Verkauf in den Hofläden mache insgesamt aber nur zwei Prozent in Deutschland aus.

© dpa-infocom, dpa:220506-99-177831/2

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