Afrika:Frisches Geld für Mugabe

Giesecke & Devrient liefert die Banknoten für Zimbabwe. Das Land braucht wegen der Hyperinflation ständig Nachschub.

Andreas Oldag

Es muss ein gespenstisches Bild sein, das sich Passanten in Zimbabwes verarmter Hauptstadt Harare bietet: Schwerbewachte Konvoys von gepanzerten Fahrzeugen rasen vom Flughafen in Richtung Innenstadt.

Afrika: Diktator Mugabe will jetzt die Zustimmung treuer Wähler für die Präsidentschaftswahlen am 29. März zu erkaufen.

Diktator Mugabe will jetzt die Zustimmung treuer Wähler für die Präsidentschaftswahlen am 29. März zu erkaufen.

(Foto: Foto: AP)

Transportiert werden zentnerweise Banknoten. Sie sind der Lebenssaft einer inflationsgeplagten Wirtschaft, aber auch eines diktatorischen Regimes des amtierenden Präsidenten Robert Mugabe.

Gewinner: Giesecke & Devrient

Hergestellt werden die Geldscheine nach britischen Medienangaben in Deutschland vom Münchner Banknoten- und Chipkartenhersteller Giesecke & Devrient (G & D). "Creating Confidence" (Vertrauen produzieren), heißt es auf der Internetseite von G & D.

Ob sich dies allerdings auch auf die darbende Bevölkerung Zimbabwes bezieht, die seit Jahren unter der Hyperinflation leidet, erscheint fraglich. Doch für G & D ist die Geldentwertung offenbar ein lukratives Geschäft: Je mehr die Inflation in schwindelnde Höhe steigt, desto größer wird die Nachfrage nach dem Papiergeld, das allerdings schon innerhalb kürzester Frist an Wert eingebüßt hat.

40 einzelne Banknoten

Einem Bericht der britischen Sunday Times zufolge liefert das in München ansässige Unternehmen Woche für Woche 432.000 Druckbögen per Flugzeug nach Zimbabwe, die aus jeweils 40 einzelnen Banknoten bestehen.

Eine Druckerei in Harare presst dann den aktuellen Nennwert in der nationalen Währung Zimbabwe Dollar aufs Papier, bevor das Geld in Umlauf kommt. Die Einnahmen für den Druckauftrag sollen sich für G & D angeblich auf etwa eine halbe Million Euro pro Woche belaufen.

Ein Sprecher von G & D wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen. Er verwies auf die Vertraulichkeit der Kundenbeziehungen.

Reale Inflationsrate von 150.000 Prozent

"Das Regime kann nur überleben, weil Geld gedruckt wird", erklärt Politik-Professor Martin Rupiya von der Universität von Zimbabwe.

Die Inflationsrate erinnert an die Hyperinflation in den 20-er Jahren in Deutschland, als die Menschen bündelweise Reichsmark zum Bäcker oder zum Lebensmittelhändler schleppten, wo sie allerdings kaum etwas für ihr Geld erhielten.

Im vergangenen Dezember erreichte die Inflation mit 66.000 Prozent im Vergleich zum Vorjahr einen neuen Rekord in dem afrikanischen Land. Das ist allerdings nur die offizielle Zahl des Statistikamts in Harare. Wirtschaftsexperten rechnen mit einer realen Inflationsrate von 150.000 Prozent.

Toilettenpapier kostet acht Millionen Zimbabwe Dollar

Die Banknote mit dem bislang größten Nennwert von zehn Millionen Zimbabwe Dollar ist umgerechnet gerade 0,26 Euro wert. Eine Rolle Toilettenpapier kostet beispielsweise acht Millionen Zimbabwe Dollar.

Mit den frisch gedruckten Banknoten versucht sich Diktator Mugabe jetzt die Zustimmung treuer Wähler für die Präsidentschaftswahlen am 29. März zu erkaufen. So haben Medienberichten zufolge einfache Soldaten seines Regimes ein "Geldgeschenk" von 1,2 Milliarden Zimbabwe Dollar pro Kopf erhalten. Offiziere wurden mit drei Milliarden bedacht.

Ähnliche Summen gingen an regierungsfreundliche Lehrer. Das Regime des Ex-Revolutionshelden Mugabe, der Zimbabwe aus der ehemaligen britischen Kolonie Südrhodesien in die Unabhängigkeit führte, ist inzwischen international geächtet.

Wirtschaft des Landes ruiniert

Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisierte Mugabe während des EU-Afrika-Gipfels im vergangenen Jahr wegen seiner Menschenrechtsverletzungen. Der 83-Jährige hat die Wirtschaft des Landes ruiniert. Die wilde Enteignung von weißen Farmern trug dazu bei, dass die Arbeitslosigkeit der Landbevölkerung steil anstieg.

Verlierer: Zimbabwe

Inzwischen wird die Arbeitslosigkeit landesweit auf 80 Prozent geschätzt. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist auf weniger als 40 Jahre gesunken. Eine Hungersnot konnte bislang nur deshalb vermieden werden, weil viele Menschen in Zimbabwe von ihren ins Ausland - vornehmlich nach Südafrika - geflohenen Verwandten unterstützt werden.

Die Wurzeln des Traditionsunternehmens Giesecke & Devrient gehen bis ins Jahr 1852 zurück. Der Spezialist für die Herstellung von Banknoten druckt auch einen erheblichen Teil der Euro-Geldscheine für die Europäische Zentralbank. Firmenangaben zufolge hat das Unternehmen Kundenbeziehungen zu etwa 100 ausländischen Notenbanken.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: