Affäre um gefälschte Titel:Yahoo-Chef Thompson tritt zurück

Er hatte keinen Bachelor in Informatik: Eine scheinbare Kleinigkeit wurde Scott Thompson zum Verhängnis. Der Druck wurde zu groß, jetzt verlässt er das Unternehmen. Es ist bereits der zweite unrühmliche Abgang eines Yahoo-Chefs innerhalb kurzer Zeit.

Nach Turbulenzen wegen eines falschen akademischen Titels im Lebenslauf seines CEO Scott Thompson zieht Yahoo die Konsequenzen: Scott werde das Unternehmen verlassen, teilte Yahoo mit. Zum Übergangschef wurde der bisherige Leiter des globalen Mediengeschäfts, Ross Levinsohn, ernannt. Das Wall Street Journal hatte in seinem üblicherweise exzellent informierten Technologie-Blog "All Things Digital" den Rückzug Thompsons bereits ankündigt. Eine Abfindung soll der Ex-Yahoo-Chef Agenturberichten zufolge nicht erhalten.

Scott Thompson

Yahoo-Chef Scott Thompson stand wegen eines falschen Bachelortitels unter Druck - nun tritt er laut einem Medienbericht zurück.

(Foto: AP)

Thompson hatte sich für die Falschangabe zu einem akademischen Titel in seinem Lebenslauf bei den Konzernmitarbeitern entschuldigt. "Ich übernehme dafür die volle Verantwortung und möchte mich bei Euch entschuldigen", teilte er in der vergangenen Woche in einem Schreiben an seine Belegschaft mit.

Yahoo hatte jüngst bestätigt, dass Thompson - anders als bei der US-Börsenaufsicht SEC angegeben - keinen Bachelor-Abschluss in Computerwissenschaften habe. Das Unternehmen leitete eine Untersuchung ein, wie es zu der Fehlinformation kommen konnte und versprach, die Aktionäre über die Ergebnisse zu unterrichten.

Nicht nur Yahoo verbreitete die falschen Informationen über Thompsons akademische Titel. Auch in Dokumenten seines früheren Arbeitgebers PayPal wurden sie genannt.

Aufgedeckt hatte den nach Yahoos Angaben unbeabsichtigten Fehler der Manager des Hedgefonds Third Point, Daniel Loeb. Third Point hält 5,8 Prozent der Anteile an Yahoo. Loeb stritt mit Thompson um die Besetzung mehrerer Sitze im Verwaltungsrat, in den er selbst gerne einziehen möchte.

Thompsons Abgang ist nun schon der zweite unrühmliche Abgang eines Yahoo-Chefs binnen weniger Monate. Thompson war erst zu Jahresbeginn angetreten. Seine Vorgängerin Carol Bartz war gefeuert worden, weil sie es nicht geschafft hatte, den Umsatzschwund zu stoppen. Yahoo steht auf dem Markt für Internet-Werbung in scharfer Konkurrenz zu Google und Facebook. Thompson, ein ehemaliger Ebay-Manager, konnte dagegen erste Erfolge vorweisen. Umso stärker dürfte eine Hängepartie bei der Suche nach einem dauerhaften neuen Chef das Unternehmen treffen.

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