Affäre um Ex-BayernLB-Vorstand:44 Millionen Dollar Schmiergeld, wie üblich

Die Vorwürfe sind massiv: Ex-BayernLB-Vorstand Gribkowsky soll von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone 44 Millionen Dollar Schmiergeld kassiert haben. Der Landesbank soll dadurch ein massiver Schaden entstanden sein. Gribkowskys Anwälte jedoch pochen auf einen Freispruch. "Solche Zahlungen sind in der Formel 1 üblich, auch in dieser Höhe."

Für die Staatsanwaltschaft ist der Ex-BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky ein Schurke, wie er im Wirtschaftskrimi steht. Mehr als 66 Millionen Dollar aus der Kasse der BayernLB soll "Dr. Gri", wie er in den Unterlagen heißt, veruntreut und an Formel-1-Chef Bernie Ecclestone gezahlt haben - und im Gegenzug habe er sich von Ecclestone 44 Millionen Dollar auf sein Privatkonto "Stiftung Sonnenschein" überweisen lassen.

Ex-BayernLB-Vorstand Gribkowsky wegen Bestechlichkeit vor Gericht

Gerhard Gribkowsky investierte kräftig in Immobilien, Autos, Uhren. Ob er die Millionen für sein süßes Leben zu Recht erhielt, muss das Landgericht München klären.

(Foto: dapd)

Lachend trat der 53-Jährige am Montag im Landgericht München vor die Kameras und scherzte mit seinem Anwalt Rainer Brüssow. Mit gebräuntem Teint, tadellos gekleidet im dunkelgrauen Dreireiher mit goldener Krawatte und Einstecktuch, sah man ihm die inzwischen bald zehn Monate Untersuchungshaft in Stadelheim nicht an. "Unternehmensberater" nannte er dem Gericht als Beruf und stellte gleich klar, dass er keine Aussagen zur Sache machen werde. "Nein danke", sagte Gribkowsky. Mehr als 40 Zeugen müssen deshalb in dem Mammutprozess aussagen, darunter auch Ecclestone selbst.

Für Gribkowsky sprachen seine drei Anwälte. Noch bevor die Anklage verlesen werden konnte, forderten sie die Aussetzung des Prozesses und verdächtigten die Richter der Parteilichkeit. Ihr Dienstherr sei der Freistaat Bayern und damit der Eigentümer der BayernLB, "sie stehen damit im Lager der Bayerischen Landesbank", erklärte Verteidiger Dirk Petri.

Die Staatsanwaltschaft habe Gribkowsky mit "einseitigen und tendenziösen" Vorwürfen verfolgt und Entlastungszeugen ignoriert, sagte Verteidiger Brüssow. Das werde "alles in sich zerfallen". Sein Mandant jedenfalls habe sich nichts Strafbares zu Schulde kommen lassen. "Solche Zahlungen sind in der Formel 1 üblich, auch in dieser Höhe." Gribkowsky sei das Opfer einer "Hetzjagd" von Staatsanwaltschaft und Medien und eigentlich ein Held, der den Dank der Steuerzahler verdient hätte.

Denn in Wirklichkeit habe Gribkowsky die Landesbank "durch sein geschicktes Taktieren und Verhandeln vor dem Verlust von mehreren hundert Millionen Euro Steuergeldern bewahrt". Im Gegenteil, sagte Staatsanwalt Martin Bauer: Gribkowsky habe der Landesbank durch Bestechlichkeit und Untreue einen Schaden von 66 Millionen Dollar zugefügt und außerdem mehr als 14 Millionen Euro Steuern hinterzogen.

Bei der BayernLB können sich immer noch viele Mitarbeiter an den großen, selbstbewussten Dr. Gribkowsky erinnern. Viele sind angesichts der Anklagevorwürfe fassungslos. "Jeder in der Belegschaft fragt sich, wofür Herr Gribkowsky die Millionen bekommen hat", sagt der Vorsitzende des BayernLB-Personalrats, Ralf Haase. Alle Mitarbeiter der gebeutelten Bank arbeiteten daran, das Ansehen des Instituts in der Öffentlichkeit wieder herzustellen. "Auch wenn dies leider durch Altlasten wie den Gribkowsky-Prozess erschwert wird.

44 Millionen Dollar Beratungshonorar

Die BayernLB hatte nach der Pleite der KirchMedia 2002 als Pfand für einen Kredit die Mehrheit an der Formel-1-Gesellschaft Speed erhalten. Gribkowsky sollte die Anteile wieder zu Geld machen. Laut Anklage verlangte der Risikomanager von Ecclestone 2005 aber 50 Millionen Dollar, damit er ihn nicht beim britischen Finanzamt anschwärzte und die Formel-1-Anteile an den Ecclestone genehmen britischen Finanzinvestor CVC verkaufte.

Nach dem Verkauf habe die BayernLB auf Gribkowskys Veranlassung an Ecclestone und dessen Familienstiftung Bambino zunächst 66 Millionen Dollar als Vermittlungsprovision und zur Erstattung von Auslagen überwiesen. Anschließend hätten Ecclestone und Bambino bis Dezember 2007 über Briefkastenfirmen in der Karibik und auf Mauritius insgesamt 44 Millionen Dollar an Gribkowsky überwiesen.

Dieses sogenannte Beratungshonorar sei bis Dezember 2007 auf dem Konto von Gribkowskys "Privatstiftung Sonnenschein" in Salzburg gelandet. Der Bank hatte Gribkowsky seinen einträglichen Nebenjob vorsichtshalber verschwiegen. Wofür er die 44 Millionen Dollar bekam, erklärten auch seine Anwälte vor Gericht nicht.

Sie argumentierten, dass CVC der Bank für die Formel 1 eigentlich sogar zu viel bezahlt habe, denn weil die Autohersteller damals die Gründung einer eigenen Rennserie erwogen, habe ein Totalverlust gedroht. Ecclestone habe zu Recht Vermittlungsprovision kassiert, und dank Gribkowskys "erfolgreichem Management ging die Bank als Gewinnerin vom Platz", sagte Verteidiger Brüssow. Gribkowsky lächelte.

Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft. Und die Staatsanwaltschaft hat nicht nur sein gesamtes Vermögen auf Eis gelegt, sondern auch schon Anklage wegen Untreue beim Kauf der Hypo Group Alpe Adria erhoben. Aber Anwalt Brüssow sagte: "Wir rechnen am Ende mit einem Freispruch."

Am Nachmittag lehnte das Gericht erst einmal alle Anträge der Verteidiger ab. Gribkowsky musste wieder zurück nach Stadelheim in seine Zelle.

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