Ärztepräsident Hoppe:Provokation zum Abschied

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Der Präsident der Bundesärztekammer Hoppe scheidet bald aus seinem Amt. Statt sich in Ruhe zu verabschieden, sorgt er für Aufregung: Er schlägt vor, Behandlungen nach Wichtigkeit zu ordnen. Dann würde nicht mehr jeder Patient jede OP und jedes Medikament bekommen.

Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe hat es wieder gesagt. Am Dienstag ist sein letzter Arbeitstag als Präsident der Bundesärtzekammer. Vorher hat er noch schnell gefordert, dass die Politik festlegen soll, welche Kranken noch eine Behandlung bekommen - und welche nicht.

Jörg-Dietrich Hoppe, auf dem Deutschen Ärztetag 2008. (Foto: AP)

Das fordert er nicht zum erste Mal. Schon 2009 rief er mit dieser Äußerung Empörung hervor. Damals hatte auf dem 112. Deutschen Ärztetag gesagt, dass eine Priorisierung der Patienten gerechter wäre ( Vortragsrede als PDF-Datei).

Jetzt bringt er diesen Vorstoß wieder: "Wir Ärzte werden das Thema Priorisierung in die Hand nehmen, weil die Politik sich bisher geweigert hat", sagte Hoppe in einem Interview mit der Rheinischen Post. Eine Arbeitsgruppe der Ärztekammer werde Vorschläge ausarbeiten, wie eine Priorisierung umgesetzt werden kann. Bislang hatte Hoppe argumentiert, mit der Forderung nach einer Rangfolge bei den Behandlungen auch eine Debatte über fehlendes Geld im Gesundheitssystem anzustoßen. Dieser Mangel führe dazu, dass Ärzte schon heute entscheiden müssten, welchen Patienten sie aus Geldmangel etwas vorenthalten.

Hoppe nennt dies eine heimliche Rationierung. "Aber Ärzte sind nicht legitimiert zu rationieren. Das ist auch ethisch nicht vertretbar", sagte Hoppe und appellierte an die Politik: "Diese Entscheidungen müssen auf höherer Ebene getroffen werden."

Regierung und Krankenkassen lehnten den Vorstoß strikt ab. "Das Bundesgesundheitsministerium macht sich eine Priorisierung im Gesundheitssystem nicht zu eigen", sagte ein Sprecher. "Alle Menschen müssen auch künftig Zugang zu einer hochwertigen medizinischen Versorgung haben."

Der Sprecher des Kassenverbands sagte: "Wir erwarten von den Ärzten Vorschläge, wie man die Versorgung kranker Menschen verbessert und nicht ein Konzept, nach welchen Kriterien man sie verschlechtert." Niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser erhielten 2011 aus den Portemonnaies der Beitragszahler so viel Geld wie noch nie, so der Sprecher. "Und als Dankeschön wollen die Ärzte jetzt deren Leistungen rationieren."

Ist das aktuelle Interview also die letzte Provokation des scheidenden Präsidenten Hoppe? Unwahrscheinlich - denn er bleibt im Vorstand der Bundesärztekammer.

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