Adlon-Affäre:Koch-Weser gilt als möglicher Nachfolger Weltekes

Während der Vorstand der Bundesbank noch über die Zukunft Ernst Weltekes berät, wird in den Medien bereits über einen Nachfolger des Bundesbank-Präsidenten spekuliert. Als Favorit gilt offenbar Finanzstaatssekretär Caio Koch-Weser.

Der Vorstand der Deutschen Bundesbank kam am Mittwoch zusammen, um über die Zukunft seines Präsidenten Ernst Welteke zu entscheiden. Das Gremium prüft die Vorwürfe gegen Welteke in der Hotelkostenaffäre.

Unterdessen wird bereits über eine mögliche Nachfolge Weltekes spekuliert. Als ein Favorit gilt laut Medienberichten Finanzstaatssekretär Caio Koch-Weser.

Der parteilose, aber SPD-nahe Politiker war bereits 2000 Kandidat für den Chefposten des Internationalen Währungsfonds. Er scheiterte aber am Widerstand der Amerikaner.

Auch Wirtschaftsstaatssekretär Alfred Tacke werden Chancen eingeräumt, wie das Handelsblatt berichtete. Bundesbank-Vizepräsident Jürgen Stark käme ebenfalls in Frage. Er steht politisch allerdings der Union nahe.

Dementi

Unterdessen dementierte eine Bundesbank-Sprecherin einen Bericht der Bild-Zeitung, wonach Welteke einmal nach einem Besuch des Wiener Opernballs mehrere Tage Urlaub auf Kosten eines österreichischen Kreditinstituts gemacht haben soll.

Welteke sei von der Österreichischen Nationalbank zwar zum Opernball eingeladen worden. Er habe jedoch nicht auf deren Kosten anschließend Urlaub gemacht, sagte die Sprecherin.

Welteke selbst hatte einen Rücktritt am Vortag erneut abgelehnt. "Ich sehe bisher keinen Grund zurückzutreten", sagte Welteke am Dienstagabend in den ARD-Tagesthemen. Er habe keinen Anlass, an der Unterstützung der Bundesregierung und des Bundesfinanzministers zu zweifeln.

Er werde die Ergebnisse der Vorstandsüberprüfung, der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und sicher auch die Medienberichterstattung "in den nächsten Tagen würdigen müssen - und muss mich dann fragen, ob ich das meiner Familie, mir persönlich, meinen Ehrenämtern, meinem sozialen Engagement, dem Amt und der Institution zumuten kann", sagte er.

Kritik nimmt zu

Unterdessen mehrte sich die Kritik an dem Verhalten Weltekes. Der Vorsitzende der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen, Ottmar Schreiner, erinnerte in der Bild-Zeitung an die Regierungserklärung von Bundeskanzler Gerhard Schröder vor zwei Wochen, in der Schröder die Millioneneinkommen von Spitzenverdienern kritisiert hatte.

"Es darf nicht sein, dass unten im Maschinenraum immer härter gearbeitet wird, und oben auf dem Sonnendeck fließt der Champagner immer reichlicher. Das gilt auch für Herrn Welteke", wurde Schreiner zitiert.

Der mittelstandspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Hubert Ulrich, sagte dem Blatt: "Gerhard Schröder hat völlig Recht, wenn er mehr Augenmaß bei den Spitzenverdienern fordert". Welteke sei "nicht mehr zu halten. Alles andere wäre gerade in dieser Zeit das völlig falsche Signal."

Auch FDP-Wirtschaftsexperte Dirk Niebel sieht dem Bericht zufolge Schröder in der Pflicht: Der Kanzler müsse "dafür sorgen, dass Herr Welteke zurücktritt", wurde Niebel zitiert.

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