Dass da etwas passiert beim Immobilienkonzern Adler Group, das zeichnete sich schon am Montag ab. Nur was genau, das scheint auch am Freitag immer noch nicht ganz klar zu sein. Eindeutig ist nur die Reaktion der Anleger: Bis zum Handelsende verlor die im S-Dax gelistete Aktie fast ein Fünftel an Wert - und das innerhalb nur einer Woche.
Dabei sah es zwischenzeitlich nach einer deutlichen Erholung aus: Am Freitagmorgen war bekannt geworden, dass sich der Dax-Konzern Vonovia vom größten Adler-Aktionär, der Investmentgesellschaft Aggregate des österreichischen Investors Günther Walcher, die Option auf 13,3 Prozent am viel kleineren Rivalen gesichert hat. Und zwar für 18 Monate und zu einem Preis von 14 Euro. Die Adler-Aktie legte daraufhin zeitweise mehr als zwölf Prozent zu - drehte später jedoch erneut deutlich ins Minus und notierte zuletzt vier Prozent höher.
Im Gegenzug für die Option auf das Adler-Paket gewährt Vonovia Aggregate einen Kredit "in einem niedrigen dreistelligen Millionenvolumen und zu den üblichen Konditionen", teilt eine Sprecherin des Unternehmens mit. Man verfolge damit zwei Ziele: Einerseits könnten die Wohnungen strategisch interessant sein, andererseits gehe es auch darum, Markt und Investoren in der Immobilienbranche zu beruhigen.
Adler hält nach eigenen Angaben ein Immobilienportfolio im Wert von 12,6 Milliarden Euro, darunter rund 70 000 Wohnungen in Norddeutschland und Berlin. Diese sind, wie bei Immobilienunternehmen üblich, stark über Schulden finanziert. Anfang der Woche hatte Adler überraschend erklärt, man erwäge, einen Großteil der Wohnungen zu verkaufen, um die Schulden zu senken und Aktien zurückzukaufen. Das gab dem Kurs zunächst Auftrieb.
Nur zwei Tage später aber, am Mittwoch, veröffentlichte der Shortseller Fraser Perring einen Bericht zum Unternehmen. Darin wirft er Adler unter anderem vor, die Bilanz aufgebläht zu haben. Außerdem ziehe das Management Geld aus übernommenen Firmen ab. Infolge des Berichts brach die Aktie zwischenzeitlich sogar um ein Drittel ein. Perring ist in der Szene bekannt: Unter anderem hatte er bereits 2016 den Zahlungsdienstleister Wirecard und 2020 das Leasingunternehmen Grenke angegriffen - teilweise mit Erfolg. Allerdings wettet Perring professionell auf fallende Kurse und arbeitet dabei auch mit aggressiven Studien, deren Vorwürfe sich nicht immer halten lassen. Manchen gilt er deshalb als Marktmanipulator.
Adler weist die Anschuldigungen zurück. Der Wert des Portfolios sowie von Zukäufen sei durch externe Prüfer belegt. Das Unternehmen will nun unabhängige Berater und Wirtschaftsprüfer beauftragen, um die Vorwürfe überprüfen zu lasen.