Süddeutsche Zeitung

Adler Group:Fraser Perring attackiert Adler schon wieder

Der berüchtigte Investor meldet sich mit einer Warnung an die Aktionäre des angeschlagenen Immobilienkonzerns in der "Bild-Zeitung" zu Wort. Es dürfte ihm dabei auch um sein eigenes Geld gehen.

Von Stephan Radomsky

Es dürften Tage voller Genugtuung gewesen sein für Fraser Perring. Der berüchtigte Investor aus London hatte ganz offensichtlich mal wieder den richtigen Riecher, als er den Immobilienkonzern Adler angriff. Im Oktober veröffentlichte er über seine Analysefirma Viceroy einen vernichtenden Report zum Unternehmen, sprach von dubiosen Deals und aufgeblähten Bilanzen zulasten von Aktionären und Gläubigern. Seither konnte er zusehen, wie die Dinge ihren Lauf nahmen, die Adler-Aktie immer weiter abstürzte, das Management nach und nach ausgetauscht wurde und schließlich die Wirtschaftsprüfer von KPMG dem Zahlenwerk des Unternehmens das Testat verweigerten.

Nun geht Perring wieder zum Angriff über - und dieses Mal so öffentlich wie möglich. In der "Bild"-Zeitung stieß der Brite am Donnerstag düstere Warnungen in Richtung der Investoren aus: "Den Adler-Aktionären droht der Totalverlust", sagte er. Ohnehin hat die Aktie in den vergangenen Monaten weit mehr als die Hälfte an Wert verloren, am Montag, kurz nachdem KPMG am Wochenende das Testat verweigert hatte, stürzten die Papiere zwischenzeitlich auf 3,90 Euro ab - ein Minus von mehr als 80 Prozent in nur einem Jahr. In den vergangenen Tagen erholte sich der Kurs zwar wieder etwas, liegt aber weiter deutlich unter sieben Euro.

Fordern die Gläubiger ihr Geld zurück, könnte Adler am Ende sein

Perring ist kein unabhängiger Experte in der ganzen Causa Adler. Der Brite verdient sein Geld als Shortseller, er wettet also auf fallende Aktienkurse - und je tiefer der Absturz, desto lukrativer für ihn. Es dürfte deshalb kein Zufall sein, dass er auch gleich auf den bisher größten Bilanzskandal der bundesdeutschen Geschichte anspielt: "Wie im Fall Wirecard" würden die Aktionäre bei Adler hinters Licht geführt, sagte er. Ohnehin sind die Namen Perring und Wirecard eng verknüpft. Als einer der ersten überzog er schon Anfang 2016 den Zahlungsdienstleister aus Aschheim mit Vorwürfen über kriminelle Machenschaften im Konzern - und drückte damit den Kurs der Aktie immer wieder erfolgreich nach unten, wenn auch nur kurz.

Jetzt dürfte Perring wohl ebenfalls ein Interesse daran haben, Zweifel und Angst bei Aktionären und Gläubigern weiter zu nähren. Vor allem bei Letzteren vermutet er wachsende Unruhe: "Wir halten es für wahrscheinlich, dass sie bald die nötigen Schritte unternehmen werden, um ihre Interessen zu schützen", sagte Perring. Konkret würde das bedeuten, dass sie ihr Geld sofort von Adler zurückverlangen könnten. Der Konzern sei deshalb "nun komplett auf die Barmherzigkeit der Gläubiger angewiesen". Zu den größten Geldgebern gehören die Vermögensverwalter Schroders und Blackrock sowie die Deutsche Bank und der Versicherer Allianz.

Zwar argumentierte Adler-Verwaltungsratschef Stefan Kirsten am Montag, es gebe überhaupt keine juristische Grundlage für die Gläubiger, sofort ihr Geld zurückzuverlangen. Adler habe schließlich, so wie es in den Anleihebedingungen vereinbart ist, pünktlich bis spätestens 120 Tage nach Ende des Geschäftsjahrs einen geprüften Konzernabschluss vorgelegt - nur seien die Prüfer von KPMG eben zu keinem Urteil gekommen, weil ihnen Informationen fehlten. Ob dieser Standpunkt aber wirklich hält, daran zweifeln inzwischen auch andere Beobachter. Für den Konzern wäre es überlebenswichtig, das räumt auch Kirsten ein: Würden die Gläubiger unmittelbar die insgesamt 4,4 Milliarden Euro aus den Anleihen zurückverlangen, würde Adler nach seinen Worten "an die Wand" fahren.

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