Adidas-Schachzug:Angebot für Reebok schlägt an der Börse ein

Die angekündigte Übernahme des US-Sportartikelherstellers Reebok durch Adidas für gut drei Milliarden Euro ist an der Börse gut angekommen. Die Adidas-Aktie war am Mittwocher Spitzenreiter im Leitindex Dax.

Dabei hatten die Adidas-Papiere an der Frankfurter Börse am Morgen zunächst noch nachgegeben. Bis zum Mittag reagierte die Börse dann aber begeistert auf die Nachricht des Übernahme-Coups. Der Kurs der Adidas-Aktie legte bis zum Mittag um mehr als 5 Prozent zu und war damit Spitzenreiter im Dax.

Europas größter Sportartikelhersteller Adidas berappt für die Übernahme seines US-Konkurrenten Reebok mehr als 3 Milliarden Euro. Damit solle Adidas auf dem wichtigen US-Markt schneller als bisher wachsen, kündigte Vorstandschef Herbert Hainer am Mittwoch in Herzogenaurach an.

Ehrgeiz, zu expandieren

"Unser Ehrgeiz war es schon immer zu expandieren", sagte er. Zwar habe Adidas schon heute eine gute Position in den USA. "Durch die Übernahme wird sich unser US-Umsatz jedoch auf 3,1 Milliarden Euro mehr als verdoppeln," prognostizierte Hainer.

Den genauen Kaufpreis für die Reebok-Übernahme bezifferte Adidas auf 3,1 Milliarden Euro. Dabei sollen je Reebok-Aktie 59 US-Dollar bezahlt werden. Verglichen mit dem Schlusskurs der Reebok-Titel am Dienstag ist dies ein Zuschlag von 34,2 Prozent. Finanziert werden soll die Transaktion laut Hainer aus eigenen Mitteln und Krediten.

"Einmalige Chance im Leben"

Vorbehaltlich der Zustimmung durch die Reebok-Aktionäre und die Kartellbehörden soll der Deal im ersten Halbjahr 2006 abgeschlossen sein. Reebok zu kaufen, sei ein wichtiger strategischer Meilenstein und eine "wahrhaft einmalige Chance im Leben", betonte Hainer.

Beide Unternehmen passten hervorragend zusammen: Während Reebok eine herausragende Position in den Bereichen Lifestyle sowie als Ausrüster für amerikanische Sportarten wie Hockey und Basketball habe, sei Adidas in den klassischen Bereichen wie Fußball, Laufen und Golf etabliert.

"Komplette Produktpalette"

"Die neue Adidas-Gruppe wird im amerikanischen Sport noch stärker vertreten sein und eine komplette Produktpalette rund um die wichtigsten Sportarten anbieten können", sagte Hainer.

Angebot für Reebok schlägt an der Börse ein

Adidas-Finanzvorstand Robin Stalker sagte, durch die Übernahme könnten nach einer Anlaufphase von drei Jähren jährlich etwa 125 Millionen Euro eingespart werden.

Den zusammengerechneten Umsatz der neuen Adidas-Gruppe bezifferte er für 2004 auf 8,9 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Adidas setzte im vergangenen Jahr mit 14.217 Mitarbeitern 5,9 Milliarden Euro um, Reebok 3,8 Milliarden Dollar.

Analysten teilweise kritisch

Von der Nachrichtenagentur Dow Jones befragte Analysten äußerten sich teilweise kritisch zur Übernahme. Dadurch werde Adidas zwar größer, aber nicht unbedingt besser, sagte Commerzbank-Analyst Gavin Finlayson. Adidas laufe außerdem Gefahr, sich durch den Zusammenschluss mit Reebok in den USA selbst Marktanteile wegzunehmen.

Auch Fairesearch-Analyst Hans-Peter Wodniok hält die Transaktion für wenig sinnvoll. Adidas habe mit größeren Akquisitionen - wie zuletzt Salomon - bisher wenig Erfolg gehabt

"Auf lange Sicht positiv"

Mit Blick auf Reeboks Stärke im US-Markt sieht John-Paul 0'Meara von Dresdner Kleinwort-Wasserstein in der Übernahme dagegen auf lange Sicht positive Auswirkungen auf Adidas.

Zugleich legte Adidas seine Geschäftszahlen für das zweite Quartal und das erste Halbjahr 2005 vor. Demnach verbesserte sich der Konzernumsatz im zweiten Quartal um 8 Prozent auf 1,516 Milliarden Euro. Währungsbereinigt sei sogar ein Plus um 10 Prozent erreicht worden. Das Betriebsergebnis erhöhte sich um 25 Prozent auf 153 Millionen Euro.

Frühere Prognosen bestätigt

In den ersten sechs Monaten erhöhte sich der Konzernumsatz um 10 Prozent auf 3,189 Milliarden Euro, das Betriebsergebnis legte um 26 Prozent auf 357 Millionen Euro zu. Für das Gesamtjahr bekräftigte Hainer frühere Gewinn- und Umsatzprognosen.

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