Süddeutsche Zeitung

Adidas:Hin und her

Der Bertelsmann-Chef und der Daimler-Finanzvorstand werden Aufsichtsräte bei Adidas. Aber wer wird 2020 Vorsitzender des Kontrollgremiums?

Von Uwe Ritzer, Nürnberg

Alte Männer an der Spitze des Aufsichtsrates haben bei Adidas so etwas wie Tradition. Was insofern verwundert, weil Sportartikelhersteller per se auf Jugendlichkeit und Frische getrimmt sind und man bei Adidas gerne stolz auf das niedrige Durchschnittsalter der eigenen Belegschaft hinweist, das irgendwo um die 30 Jahre liegt. Hans Friderichs war demgegenüber bereits 77 Jahre alt, als er 2009 den Aufsichtsratsvorsitz von Adidas abgab. Sein Nachfolger Igor Landau wird im 76. Lebensjahr stehen, wenn er sich 2019 von dem Posten zurückzieht.

Der ehemalige Adidas-Manager Landau, so heißt es am Konzernsitz in Herzogenaurach bei Nürnberg, wolle unbedingt den laufenden Fünf-Jahres-Strategieplan für die Entwicklung von Adidas noch zu Ende begleiten, der 2020 ausläuft. Ansonsten wird schon jetzt kräftig durchgemischt im Aufsichtsgremium, speziell auf der Arbeitgeberbank. Immer vorausgesetzt, die Hauptversammlung am 9. Mai in Fürth billigt die Personalvorschläge des amtierenden Aufsichtsrates.

Diesen wird nach nur einem Jahr Post-Chef Frank Appel, 57, schon wieder verlassen. Auch Katja Kraus, 47, hört auf, die ehemalige Fußballnationalspielerin, frühere Vorständin beim Hamburger SV und aktuell geschäftsführende Gesellschafterin von Jung von Matt/sports. Dreimal länger als sie, nämlich 15 Jahre, gehört der Unternehmensberater Willi Schwerdtle, 66, dem Adidas-Aufsichtsrat an, wobei er die letzten zehn als Vizevorsitzender amtierte. Auch er stellt sich nicht zur Wiederwahl.

Wer ihm auf den Stellvertreterposten folgen wird, ist offen. Womöglich jemand, der sich dort warmläuft, um nach einem Jahr Landau als Vorsitzenden zu beerben. Neu zur Wahl für den Adidas-Aufsichtsrat stellen sich Bertelsmann-Chef Thomas Rabe, 53, Daimler-Noch-Finanzvorstand Bodo Uebber, 59, und Jing Ulrich, 51, hauptberuflich Managing Director und Vice Chairman Asia Pacific der Investmentbank JP Morgan Chase.

Allesamt seien die Neuen "ausgewiesene Fachleute mit langjähriger Führungserfahrung in erfolgreichen globalen Unternehmen", so Aufsichtsratschef Igor Landau, weshalb sie "beste Voraussetzungen" mitbrächten, um den zweitgrößten Sportartikelhersteller auf Erfolgskurs zu halten. Dessen Vorstandsvorsitzender Kasper Rorsted wird sich umgekehrt aus einem Aufsichtsrat zurückziehen, nämlich jenem des Medienkonzerns Bertelsmann. Dies geschieht mit Rücksicht auf Thomas Rabes mutmaßliche Berufung in den Adidas-Aufsichtsrat. Ein Hin und Her also.

Dass einige im Adidas-Umfeld in dem bekanntermaßen sportbegeisterten Bodo Uebber den designierten Landau-Nachfolger sehen, hält man in seinem Umfeld für völlig verfrüht. Genährt werden die Spekulationen, weil Uebbers Daimler-Vertrag ausläuft. Seine Berufung in den Aufsichtsrat von Thyssenkrupp scheiterte im November angeblich an diversen Forderungen Uebbers , allen voran nach einer deutlichen Anhebung der Aufsichtsratsbezüge.

Adidas hingegen scheint gut genug zu zahlen. Ganz abgesehen davon, dass der Konzern weitaus besser dasteht als zuletzt Thyssenkrupp und das Dasein als Aufsichtsrat dementsprechend um einiges entspannter sein dürfte.

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Quelle:
SZ vom 20.03.2019
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