Drei Streifen:Warum Adidas sich nicht mehr gegen Black Lives Matter wehrt

Drei Streifen: Adidas fährt die Produktion klassischer Sneaker hoch, um die Nachfrage zu bedienen.

Adidas fährt die Produktion klassischer Sneaker hoch, um die Nachfrage zu bedienen.

(Foto: Gonzales Photo/Bobby Anwar via www.imago-images.de/imago images/Gonzales Photo)

Der Sportartikelhersteller verteidigt seine Markenrechte in der Regel mit aller Härte. Jetzt aber wurde ein Einspruch gegen das Logo der Antirassismus-Stiftung zurückgezogen - aus besonderen Gründen.

Von Caspar Busse

Es gab einmal ein Adidas-T-Shirt, das über die Jahre fast Kultcharakter bekommen hat. "99 problems but my 3 stripes ain't one", war darauf groß zu lesen: "99 Probleme, aber meine drei Streifen gehören nicht dazu". Jetzt aber hat der Sportartikelkonzern aus Herzogenaurach doch ein Problem mit seinem Streifen-Logo. Die charakteristischen drei parallelen Steifen gibt es bereits seit 1952, sie sind als Marke geschützt und auf vielen Adidas-Produkten zu finden, auf T-Shirts, Jacken und Schuhen. Adidas geht in der Regel mit aller Härte dagegen vor, wenn diese woanders missbräuchlich verwendet werden.

Jetzt aber haben die Deutschen einen spektakulären Rückzug gemacht. Der Hintergrund: Die Black-Lives-Matter-Stiftung, die sich massiv gegen Rassismus einsetzt, will drei Streifen als Marke für Kleidung oder Schuhe beim US-Markenamt eintragen lassen. Es geht um drei parallele, gelbe Streifen unter dem Slogan "Black Lives Matter" - auf den ersten Blick durchaus sehr ähnlich mit den Adidas-Streifen. Der Sportartikelhersteller sah zunächst akute Verwechslungsgefahr und hatte deshalb Einspruch eingelegt - will diesen aber nur zwei Tage später wieder kassieren. "Wir sind bereits im Begriff, den Widerspruch gegen die Markenanmeldung der Black Lives Matter Foundation zurückzuziehen", sagt eine Sprecherin. Zu den genauen Gründen will sie sich nicht äußern.

Drei Streifen: Sehr ähnlich: Das Logo der Black-Lives-Matter-Stiftung, das auch für Kleidung verwendet werden soll.

Sehr ähnlich: Das Logo der Black-Lives-Matter-Stiftung, das auch für Kleidung verwendet werden soll.

(Foto: Stephen Zenner/imago)

Ganz offenbar hat Adidas aber Sorge, dass der Einspruch als Kritik an den Zielen von Black Lives Matter verstanden werden könnte - und einen erneuten Shitstorm in den USA auslösen könnte. Rassismus ist für Adidas ein sensibles Thema, gerade in den USA, einem der wichtigsten Märkte. 2020 wurde die damalige Personalchefin Karen Parkin nach Kritik an ihrem Umgang mit dem Thema abgelöst. Mitarbeiter hatten sich über Parkin beschwert, nachdem sie auf einer internen Veranstaltung der damaligen US-Tochter Reebok Rassismus als "Lärm" abgetan haben soll, über den nur in Amerika debattiert werde. Auch vom US-Rapper und Adidas-Geschäftspartner Kanye West hatten sich die Deutschen erst im vergangenen Oktober getrennt, weil dieser immer wieder mit antisemitischen und rassistischen Ausfällen auffiel. Das Image von Adidas leidet bereits.

Black Lives Matter war vor zehn Jahren gegründet worden, um gegen brutale Polizeigewalt gegen Schwarze zu protestieren. Die "Black Lives Matter Global Network Foundation" ist der bekannteste Teil der Anti-Rassismus-Bewegung. Sie hatte das Logo im November 2020 angemeldet, um es etwa für Zeitschriften, Kleidung, Taschen und Kaffeetassen zu verwenden.

Adidas kämpft laufend gegen angeblichen Missbrauch seiner Rechte an den drei Streifen. Allein seit 2008 hat das Unternehmen laut Reuters mehr als 90 Klagen angestrengt und sich mehr als 200 Mal außergerichtlich verglichen. Im Januar hatte der Sportartikelkonzern allerdings einen Rechtsstreit mit dem New Yorker Designer Thom Browne verloren. Die Luxusmode-Marke verwendet seit 15 Jahren vier parallele Streifen als Erkennungszeichen auf Hemden, Hosen und Schuhen. Vorher waren es drei, nach einer ersten Klage von Adidas fügte Thom Browne einen vierten Streifen hinzu.

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