Pannenhilfe:ADAC will mehr Geld von seinen Mitgliedern

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Großer Verein mit Geldproblemen: Der ADAC will mehr Geld. (Foto: Peter Kneffel/dpa)
  • Der ADAC will seine Finanzen verbessern.
  • Helfen soll eine Beitragserhöhung, die allerdings noch beschlossen werden muss.
  • Zudem sind neue Tarife geplant - bis hin zu einer Premium-Mitgliedschaft.

Von Uwe Ritzer, München

Wenn börsennotierte Unternehmen ihre Aktionäre zu einer außerordentlichen Hauptversammlung einberufen, brennt in der Regel das Dach. Der ADAC hingegen ist bemüht, einen unaufgeregten Eindruck zu verbreiten, als wäre es Routine, dass er die Delegierten seiner 18 Regionalklubs nur sechs Monate nach der regulären zu einer außerordentlichen Hauptversammlung nach München einbestellt. Noch dazu mitten unter der Woche, am Donnerstag, den 14. November. Dabei steht bei der Zusammenkunft ein Thema an, das für interne Kontroversen sorgen könnte: Der ADAC will für seine 21,1 Millionen Mitglieder teurer werden.

Um durchschnittlich zehn Prozent sollen die Beiträge angehoben werden. So planen es Präsidium und Geschäftsführung des größten europäischen Automobilverbands. Es wäre die erste Beitragsanhebung seit sechs Jahren. Die Basismitgliedschaft soll demnach künftig 54 statt 49 Euro pro Jahr kosten. Der Preis für die sogenannte "Plus-Mitgliedschaft", die fast drei Viertel aller ADAC-Mitglieder abgeschlossen haben, soll von 84 auf 94 Euro jährlich steigen. Einher damit sollen neue Tarife eingeführt werden, bis hin zu einer Premium-Mitgliedschaft.

Handfestes Problem

Insider halten eine Zustimmung der Delegierten für wahrscheinlich, denn hinter all dem steckt ein handfestes Problem. Es plagt den ADAC seit er sich dreigeteilt hat in Verein, Aktiengesellschaft und eine Stiftung. Alles in allem sitzt der ADAC zwar auf einem Milliardenvermögen, weshalb er in der Vergangenheit auch viel Geld in Immobilien in großstädtischen Bestlagen anlegte. Im operativen Geschäft des eingetragenen Vereins (e.V.) aber tun sich Lücken auf.

Die Mitgliedsbeiträge reichen nicht mehr aus um die laufenden Kosten vor allem für die Pannenhilfe zu decken, die jedes Mitglied bei Bedarf im Inland kostenlos anfordern kann. Obendrein schlägt zu Buche, dass der ADAC-Verein neuerdings gut 35 Millionen Euro jährlich an Versicherungssteuer bezahlen muss. Denn anders als in der Vergangenheit stufen die Finanzbehörden die Pannenhilfe als Versicherungsleistung ein, für die der ADAC folgerichtig genauso Steuer abführen muss wie jedes Assekuranz-Unternehmen. Rückwirkend musste der ADAC bereits 200 Millionen Euro an das Finanzamt überweisen.

Nach der Erhöhung sollen die Beiträge stabil bleiben

Um Ausgaben zu senken, wurden vor diesem Hintergrund bereits 222 Stellen gestrichen. Weitere 50 Millionen Euro werden gespart, weil die Mitgliederzeitschrift Motorwelt ab 2020 digital zugestellt und über Supermärkte vertrieben und nicht mehr per Post vertrieben wird.

Doch all das reicht nach Angaben der Verantwortlichen nicht aus. Dank der Beitragserhöhung will der zuletzt defizitäre ADAC e.V. bereits 2020 wieder schwarze Zahlen schreiben. "Wichtig ist es uns, dass wir die Leistungen für unsere Mitglieder aufrechterhalten und weiterentwickeln können - trotz allgemeiner Kostensteigerungen von zuletzt jährlich rund 1,5 Prozent und zusätzlicher finanzieller Belastungen durch die Versicherungsteuer", so ADAC-Präsident August Markl auf Anfrage. Nach der Anhebung sollten die Beiträge wieder längere Zeit konstant bleiben. "Darüber hinaus werden Einsparungen konsequent für Zukunftsinvestitionen genutzt."

Das zweite Thema bei der außerordentlichen Hauptversammlung wird eine Satzungsreform sein. Dabei soll quasi das Grundgesetz, nach dem der ADAC seit Jahrzehnten funktioniert, geändert werden. Die Zustimmung aller im traditionsbewussten ADAC-Funktionärscorps ist dabei keineswegs sicher.

© SZ vom 25.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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