Standort Deutschland:„Die Kosten sind hier zu hoch“

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Vor allem energieintensive Branchen wie die Stahlindustrie könnten abwandern, so die Befürchtung. (Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)

Verschiedene Wirtschaftsverbände schlagen im Wahlkampf Alarm: Viele Unternehmen wollten abwandern, zum Teil habe die Verlagerung schon begonnen. Vor allem im Fokus: Energiepreise und Infrastruktur.

Die deutsche Wirtschaft fürchtet im kommenden Jahr eine zunehmende Abwanderung von Unternehmen. „Die Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland hat schon begonnen“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura. „Die Großunternehmen verlagern, der Mittelstand leidet oder macht dicht.“ Die Gründe dafür seien strukturell, die Entwicklung daher absehbar: Abwandern würden vor allem energieintensive Branchen, also Chemie, Metall, auch der Maschinenbau. „Die Kosten hier sind einfach zu hoch“, sagte Jandura.

Auch die Familienunternehmer befürchten den Weggang vieler Betriebe. „Wenn nach der Bundestagswahl nicht sofort die Wirtschaftswende eingeleitet wird, werden die Unternehmen verstärkt ins Ausland abwandern“, sagte Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann. „Besonders betroffen wären vom weiteren Stillstand die energieintensiven Branchen und das verarbeitende Gewerbe, die bereits jetzt mit hohen Kosten und regulatorischen Hürden kämpfen.“ Die Verluste an Arbeitsplätzen und beim Einkommen der Arbeitnehmer zögen dann alle Branchen runter, die vom Konsum abhängig seien.

Die Verbände fürchten das dritte Null-Wachstum in Folge

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) spricht ebenfalls von einer strukturellen Krise, weil entscheidende Rahmenbedingungen nicht mehr wettbewerbsfähig seien. „Die Unternehmen hierzulande müssen in den letzten Jahren viele neue Belastungen und zu viele staatliche Eingriffe verkraften“, sagte DIHK-Präsident Peter Adrian. „Ihr Vertrauen in den Standort ist daher auf einem Tiefpunkt.“ Das zeige sich gerade bei den Investitionen, die in diesem Jahr etwa sechs Prozentpunkte unter dem Vor-Corona-Niveau lägen. „Wir müssen aufpassen, dass Deutschland sich nicht weiter nach hinten durchreicht“, sagte Adrian. „Beim Wachstum sind wir Schlusslicht in Europa.“ Für 2025 rechnet die DIHK mit einem Null-Wachstum. „Das wäre das dritte Jahr in Folge ohne realen Zuwachs unseres Bruttoinlandsproduktes – eine in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland einmalige wirtschaftliche Durststrecke.“ Mit den richtigen Entscheidungen bestehe aber die Chance, auf einen Wachstumspfad zu kommen.

Der Digitalverband Bitkom fordert dafür ein Umsteuern der Politik. Dazu zählten der Abbau von Bürokratie und die Digitalisierung der Verwaltung inklusive der Schaffung digitaler Identitäten für juristische Personen. „Auch brauchen wir Maßnahmen gegen den IT-Fachkräftemangel und einen Abbau der überbordenden Regulierungen“, sagte Bitkom-Chef Ralf Wintergerst. Die im internationalen Vergleich sehr hohen Energiepreise schreckten insbesondere energieintensive Unternehmen wie beispielsweise Rechenzentren ab. „Dabei brauchen wir sie dringend für eine verlässliche und sichere digitale Infrastruktur.“

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