Süddeutsche Zeitung

Abgasskandal:Brisante Auto-Studie

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Ein Regierungsgutachten zeigt die Machbarkeit von Nachrüstungen bei Diesel-Autos. Nun nehmen FDP und SPD die Industrie in die Pflicht.

Von Max Hägler, München

Nach der Veröffentlichung eines Regierungsgutachtens steigt der Druck auf die Autohersteller, Abgasnachrüstanlagen anzubieten. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte am Wochenende das seit Wochen zurückgehaltene Gutachten öffentlich gemacht. Darin kommt der branchenweit respektierte Motoren-Fachmann Georg Wachtmeister zum Schluss, bei vielen Wagen sei der Einbau von Stickoxid-Katalysatoren "mit verträglichem Aufwand möglich". Die Studie bestätigt, worauf der ADAC bereits im vergangenen September in der Süddeutschen Zeitung hinwies: Für viele aktuelle Diesel-Autos der Klasse Euro 5 lägen die nötigen Bauteile für eine "Hardware"-Nachrüstung vor, und es gäbe den nötigen Bauraum. Zudem gebe es Zulieferer, die "kompetent genug" seien. Er rechnet mit Kosten von etwa 3 000 Euro pro Wagen - spricht aber auch von einer "Vielzahl offener Punkte", die geklärt werden müssten, damit derart umgerüstete Wagen stets sicher liefen.

"Wir haben uns im Koalitionsvertrag darauf verständigt, dass wir Nachrüstungen wollen, wenn sie technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar sind. Das Gutachten zeigt, dass beide Bedingungen erfüllt sind", sagt Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Die genannten Kosten seien kein zu hoher Preis, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, Fahrverbote zu vermeiden und den Wertverlust der Diesel zu stoppen. "Die Autoindustrie muss endlich ihre Blockadehaltung aufgeben", fordert Schulze. FDP-Fraktionsvize Michael Theurer verlangt, diese Streitfrage müsse endlich "durch ein Machtwort von Frau Merkel" zugunsten von Nachrüstungen beendet werden. Dabei müsse die Industrie zahlen.

Die Hersteller hatten nach der Berichterstattung im vergangenen Herbst von einem kaum umsetzbaren "Märchen" gesprochen und beharren auf dieser Haltung. Jüngst sekundierte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU): Es gebe "rechtliche, technische und finanzielle Bedenken gegen die Diesel-Umrüstung". Die Union hofft wie die Industrie darauf, dass Einzelmaßnahmen wie bessere Motoren-Software genügen, um Stickoxidwerte zu reduzieren.

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Quelle:
SZ vom 30.04.2018
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