Süddeutsche Zeitung

Abgasbelastung:Diesel-Autos offenbar doch gut nachrüstbar

  • Das Nachrüsten älterer Diesel kann sich doch lohnen, zeigt ein Langzeittest.
  • In diesem Test haben drei unterschiedliche Autos schon ein Fünftel des geplanten Dauerlaufes absolviert.
  • Die Abgaswerte blieben dabei "stabil auf dem Niveau" eines ersten kürzeren Tests.

Von Max Hägler

Die Aussage der Autoindustrie ist bislang klar: Die Nachrüstung leistungsfähiger Katalysatoren für ältere und damit schmutzigere Diesel-Autos ist kompliziert und damit unsinnig. Vor allem Langzeiterfahrungen mit solcher Technik zur Stickoxid-Reduzierung würden fehlen.

Auch im Bundesverkehrsministerium, das von Andreas Scheuer (CSU) geführt wird, hält man bislang an dieser Linie fest. Doch nun zeigt ein Test des Landes Baden-Württemberg und des Mobilitätsvereins ADAC: sogenannten SCR-Abgasreinigungsanlagen, die nachträglich in Autos mit dem Abgasstandard Euro 5, eingebaut werden, halten auch im Langzeittest durch.

So hätten drei unterschiedliche Autos jeweils 10 000 Kilometer ohne Probleme absolviert, teilte das Verkehrsministerium der Süddeutschen Zeitung mit. Ein Fünftel des geplanten Dauerlaufes sei damit absolviert. Dabei zeigte sich, dass die Abgaswerte "stabil auf dem Niveau" der ersten kürzeren Tests liegen, die vor einigen Monaten gemacht wurden.

"Es ist nun allerhöchste Zeit, dass die Bundesregierung die notwendigen Rahmenbedingungen schafft"

Die Nachrüstung der zwischen 1500 und 3000 Euro teuren Anlagen reduzierten den Ausstoß des Reizgases Stickoxid (NOx) selbst unter ungünstigen Bedingungen um etwa 50 Prozent, im Idealfall um etwa 70 Prozent. Würden alle Euro-5-Dieselfahrzeuge nachgerüstet, dann würde der NOx-Ausstoß des Straßenverkehrs um 25 Prozent sinken.

"Es ist nun allerhöchste Zeit, dass die Bundesregierung für die Hardware-Nachrüstung von Diesel-Autos die notwendigen Rahmenbedingungen schafft und dies nicht nur für kommunale Nutzfahrzeuge", sagt Winfried Hermann (Grüne), Verkehrsminister in Baden-Württemberg.

Nur mit Nachrüstungen der Hardware und der Software älterer Dieselautos im großen Stil seien Fahrverbote vermeidbar. Diese drohen etwa in Stuttgart, München und Frankfurt. Deshalb müsse diese Nachrüstmöglichkeit in die neuen Pläne der Bundesregierung zur Luftreinhaltung aufgenommen werden. Dieter Roßkopf, Vorstandsvorsitzender des ADAC Württemberg, warnt vor den wirtschaftlichen Folgen eines fehlenden rechtlichen Rahmens: "Diese Autos sind mitnichten alles alte Kisten, sondern vielfach junge Gebrauchte mit einem erheblichen Restwert." Für 90 Prozent der Modelle sei eine Nachrüstung möglich.

Im Test sind drei Diesel-Autos, die im vergangenen Jahr gebraucht gekauft wurden: Ein Opel Astra, ein VW-Bus sowie ein Fiat Ducato. Ein ursprünglich ebenfalls angetretener B-Klasse-Mercedes nimmt nicht mehr an der Prüfung teil; wie es heißt, hat der Umrüstanbieter nicht genügend Kapazitäten.

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Quelle:
SZ vom 21.09.2018
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