Abgasaffäre bei VW:Rücktritt von Chefaufklärerin kostet VW mehr als zwölf Millionen Euro

Abgasaffäre bei VW: Christine Hohmann-Dennhardt.

Christine Hohmann-Dennhardt.

(Foto: AP)
  • Der vorzeitige Rücktritt von Rechtsvorstand Christine Hohmann-Dennhardt kostet Volkswagen etwas mehr als 12 Millionen Euro.
  • Die Managerin, die bei der Aufklärung der Abgasaffäre helfen sollte, bekommt ihren Vertrag ausbezahlt. Außerdem muss VW Ansprüche aus ihrer Zeit bei Daimler begleichen.

Von Klaus Ott

Erst am Freitag hatte Christine Hohmann-Dennhardt, bisher Rechtsvorstand bei VW, ihren Rücktritt erklärt. Nun wird klar: Die Trennung von der früheren Verfassungsrichterin wird für VW richtig teuer. Der Konzern muss einen zweistelligen Millionenbetrag einplanen. VW muss zum einen den Vertrag ausbezahlen, der noch bis Ende 2018 läuft. Außerdem muss der Konzern für frühere Ansprüche von Hohmann-Dennhardt aus ihrer Zeit bei Daimler aufkommen. Insgesamt sind das nach Angaben aus Konzernkreisen etwas mehr als 12 Millionen Euro. Hohmann-Dennhardt sagte dazu auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung: "Dass ein Vertrag erfüllt wird, ist ein ganz normaler Vorgang. Ich habe da nichts zu verbergen."

Die ehemalige Bundesverfassungsrichterin war Anfang 2016 aus dem Vorstand von Daimler zu Volkswagen nach Wolfsburg gewechselt und sollte mit dem neuen Ressort für Recht und Integrität bei der Bewältigung der Abgasaffäre helfen. Sie war zuvor schon bei Daimler an der Aufklärung eines Skandals beteiligt. Der in Stuttgart ansässige Autokonzern hatte wegen weltweiter Schmiergeldzahlungen ebenfalls Ärger mit US-Behörden. VW hat sich nach jahrelangen Manipulationen von Schadstoff-Messungen bei Diesel-Fahrzeugen inzwischen mit der US-Justiz auf Strafen und Schadenersatzzahlungen von mehr als 20 Milliarden Dollar verständigt.

Hohmann-Dennhardt soll erfolglos auf ihre Kompetenzen bestanden haben

Ausgehandelt hatte diesen Vergleich vor allem VW-Chefjurist Manfred Döss, ein enger Vertrauter der Familien Porsche und Piëch, der Hauptaktionäre des Wolfsburger Konzerns. Döss gilt als gleichermaßen erfahrener und harter Jurist. Er hatte in der Abgasaffäre offenbar mehr zu sagen als Hohmann-Dennhardt - und das, obwohl er ihr unterstellt war. Als Döss von VW jetzt auch noch als Ansprechpartner für den Aufseher benannt wurde, den die US-Behörden in Wolfsburg einsetzen, kam es zum endgültigen Bruch.

Hohmann-Dennhardt soll erfolglos auf ihre Kompetenzen bestanden haben. In Konzernkreisen gibt es zwei völlig unterschiedliche Erklärungen dafür, was der genaue Hintergrund für die vorzeitige Trennung gewesen sein könnte. Die eine lautet, die frühere Verfassungsrichterin habe ihren guten Namen nicht länger für die offenbar zögerliche Aufklärung der Affäre durch VW hergeben wollen. Die andere lautet, Hohmann-Dennhardt habe die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt. Es sei ein Fehler gewesen, sie zu holen. Döss habe die Interessen von Volkswagen weitaus besser vertreten und auf diese Weise in den USA, wo noch höhere Strafen und Schadenersatzzahlungen gedroht hätten, das allerschlimmste abgewendet.

Hohmann-Dennhardt hatte im Vorstand von Daimler Ansprüche auf Aktien des Stuttgarter Autokonzerns erworben. Weil die Ex-Verfassungsrichterin Daimler aber (auf Bitten von VW) den Daimler-Vorstand vorzeitig verließ, um nach Wolfsburg zu gehen, verfielen diese Ansprüche. Sie wurden im Zuge des Wechsels von Volkswagen übernommen. Hohmann-Dennhardt bestätigte auf Anfrage der SZ, dass mit dem Betrag, den sie von VW bekommt, auch Ansprüche aus Stuttgarter Zeiten abgegolten werden.

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