Süddeutsche Zeitung

Abgas-Skandal:Theo Waigel: "Siemens hat nichts verdrängt oder gar vertuscht"

Siemens hatte mit einem Schmiergeld-Skandal zu kämpfen. Ex-Finanzminister Waigel sieht das Unternehmen dennoch als Vorbild: für die Aufklärung der Abgas-Affäre bei VW.

Mitten in der Debatte um die drohenden Strafzahlungen in Milliardenhöhe für Volkswagen nach den Abgas-Manipulationen in den USA schildert der frühere Bundesfinanzminister Theo Waigel, wie es Siemens nach dem Schmiergeldskandal gelungen sei, die US-Behörden milde zu stimmen.

Nichts sei verdrängt oder gar vertuscht worden, sagte Waigel der Süddeutschen Zeitung. Der heutige Anwalt und frühere Minister hatte mit einem Expertenteam Siemens nach den weltweiten Korruptionsfällen vier Jahre lang durchleuchtet und den US-Behörden bescheinigt, dass aufgeräumt worden sei.

Es sei um "clean business" gegangen

Am Ende musste Siemens in Übersee statt eines befürchteten Milliardenbetrags nur 800 Millionen Dollar Strafe zahlen. Die Basis dafür sei eine Vereinbarung von Siemens mit den US-Behörden für diese vierjährige Kontrolle gewesen, erklärte Waigel. Es sei um "clean business" gegangen, um dauerhaft saubere Geschäfte bei Siemens. Auf Volkswagen angesprochen sagte der Ex-Minister, auch Umweltregeln müssen eingehalten werden. Er wolle VW keine Vorschläge machen, aber er könne sagen, dass Siemens mit dieser Kooperation "gut gefahren" sei.

Waigel berichtete, er sei mit seinem Team bei Siemens "völlig frei" gewesen und habe Zugang zu allen Daten und Unterlagen gehabt. "Wir sind durch die ganze Welt gereist, wir haben vieles vor Ort geprüft. Ich habe mit vielen Beschäftigten aus allen Bereichen gesprochen, nicht nur aus den Führungsetagen, und sie gefragt, welche Probleme haben Sie, was müsste man ändern." Er habe die volle Unterstützung von Vorstand und Aufsichtsrat gehabt. "Und ich hatte, das war ein wichtiges Symbol, mein Büro in der Vorstandsetage, nicht irgendwo versteckt in einem Hinterzimmer."

Den US-Behörden präsentierten Waigel und sein Team jeweils Anfang des Jahres einen Arbeitsplan und erstatteten im Herbst dann Bericht. "Am Ende der vier Jahre konnten wir sagen: Die Dinge sind in Ordnung." Wichtig sei auch die Atmosphäre gewesen. "Siemens hat die US-Vertreter mal zwei Tage nach München eingeladen, da wurde offen geredet, auch beim Abendessen im Franziskaner. Jede Seite hat ihre Spesen aber selbst gezahlt."

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