Süddeutsche Zeitung

ab-in-den-urlaub.de und fluege.de:Razzia bei Internetfirma Unister

Michael Ballack wirbt für ab-in-den-urlaub.de, Reiner Calmund für fluege.de: Jetzt ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft gegen den Reisevermittler Unister. Es geht laut Fahndern mutmaßlich um illegale Versicherungsgeschäfte und Steuerhinterziehung.

Michael Ballack oder Reiner Calmund bessern ihre Fußballrente auf: Die beiden werben für Reisevergleichsportale. Ballack für ab-in-den-urlaub.de, Calmund für fluege.de. Verantwortlich für die beiden Portale ist die Firma Unister aus Leipzig, die mit 1500 Mitarbeitern nach eigenen Angaben zu den größten deutschen Reisevermittlern zählt und selbst Reisen veranstaltet. Auch hotelreservierung.de und weitere Portale werden von ihr betrieben. Nun gab es eine Durchsuchung bei Unister.

Wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung und Verstoßes gegen das Versicherungsaufsichtsgesetz hat die Polizei am Dienstag Räume des Reiseportal-Betreibers durchsucht. Insgesamt habe es Durchsuchungen in 20 Objekten in Leipzig, Dresden, Hamburg, Stralsund und anderen Städten bundesweit gegeben, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft in Dresden der Nachrichtenagentur afp.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt auf anonyme Anzeige hin gegen acht Mitglieder der Führungsebene von Unister. Die Geschäftsführung soll laut Sprecher unbefugt einen Schutz gegen Stornierungen auf ihren Seiten angeboten haben. Dies dürften nur Versicherungsunternehmen, Unister sei aber keins und habe keine Genehmigung dafür. Mit dem Stornierungsschutz habe Unister "nicht unerhebliche Einnahmen erzielt", auf die Versicherungssteuer fällig sei - deshalb ermittle die Generalstaatsanwaltschaft auch wegen Steuerhinterziehung.

Zwei Führungskräfte seien festgenommen worden, sagte Wolfgang Klein von der Generalstaatsanwaltschaft Dresden der Nachrichtenagentur dapd. "Wir ermitteln gegen acht Führungsmitglieder wegen des Verdachts der unbefugten Geschäftstätigkeit und Steuerhinterziehung", sagte Klein. "Wir gehen von einem Schaden von rund einer Million Euro aus." Sollten sich die Vorwürfe erhärten, drohten den Beschuldigten Geldstrafen und bis zu fünf Jahren Haft.

Die Ermittlungen gehen laut Sprecher auf eine anonyme Anzeige zurück. Bei den Durchsuchungen seien Akten und Computerdateien beschlagnahmt worden. Die müssten nun ausgewertet werden.

Unister gab keine Erklärung zu den laufenden Ermittlungen ab. "Wir kommentieren das nicht. Unsere Anwälte prüfen die Vorwürfe", sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur dapd.

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