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Aareal Bank:Böser Brief vom Großaktionär

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Ein Hedgefonds setzt die Wiesbadener Aareal Bank heftig unter Druck.

Ein kranker Vorstandschef, Belastungen durch die Corona-Krise - und nun auch noch Ärger mit einem Großinvestor. Für die Aareal Bank kommt gerade einiges zusammen. Der Hedgefonds Petrus Advisers kritisierte in einem Brief an das Management die derzeitige Strategie und forderte Sparmaßnahmen und einen Umbau. "Wir waren bisher sehr geduldig. Der Fortschritt, den wir beziehungsweise der Kapitalmarkt sehen, ist inakzeptabel", erklärte Petrus-Chef Klaus Umek in einem auf den 6. November datierten Schreiben. Die Kosten seien im Vergleich mit Rivalen wie der Pfandbriefbank zu hoch.

Im Gegensatz zum Hedgefonds Teleios, der ebenfalls zu den Großaktionären der Bank gehört, hatte sich Petrus bisher mit öffentlicher Kritik zurückgehalten. Der Finanzinvestor hält einem Insider zufolge zwischen acht und zehn Prozent an der Aareal Bank und hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Monaten zahlreiche "konstruktive" Gespräche mit dem Management geführt. So befürwortete Petrus etwa den Teilverkauf der IT-Tochter Aareon an den Finanzinvestor Advent, während Teleios auf einen kompletten Verkauf gedrängt hatte.

Die Aareal Bank wollte sich zu dem Brief nicht äußern. Bei der Präsentation der Zahlen des dritten Quartals Mitte November - also nachdem die Bank das Schreiben erhalten hatte - kündigte der Vorstand eine Überprüfung der erst im Januar auf den Weg gebrachten neuen Strategie an. Dafür holte sich der Vorstand, der derzeit krankheitsbedingt auf Firmenchef Hermann Merkens verzichten muss, die Beratungsfirma McKinsey an Bord. Petrus geht das aber offenbar nicht weit genug. Der Bankteil des Konzerns ohne die Tochter Aareon habe keine Strategie, die "nachhaltigen Erfolg als Nischen-Kreditinstitut im Bereich Gewerbeimmobilien aufzeigt", heißt es in dem Brief. Rechne man Aareon aus der Bilanz heraus, habe die Bank 2019 eine Rendite von 5,1 Prozent erwirtschaftet. Zielgröße müssten aber acht bis zehn Prozent nach Steuern sein. "Eine Auflösung der Bank wäre aus Sicht des Kapitalmarktes die beste Strategie, um positiven Wert für Aktionäre zu schaffen", schrieb Umek.

Seit Beginn der Corona-Pandemie steht die Bank, die auf die Finanzierung von Büro-, Hotel- und Einzelhandelsimmobilien spezialisiert ist, massiv unter Druck. Die Aktie kostet mit rund 20 Euro fast 40 Prozent weniger als Anfang 2020. Mitte 2018 waren die Titel noch doppelt so viel wert. Würde Aareal ähnlich effizient wie die Pfandbriefbank arbeiten, ergebe sich ein Sparpotenzial von bis zu 50 Millionen Euro, rechnet Petrus vor. Auch das vergleichsweise hohe Eigenkapital könne reduziert und mehr als 400 Millionen Euro ausgeschüttet werden. Allerdings drängen die Finanzaufseher derzeit darauf, dass Banken ihre Kapitalreserven für schwerere Zeiten in der Bilanz halten.

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SZ vom 26.11.2020 / Reuters
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