"A380"-Auslieferung:"Ahs" und "Ohs" für die Königin am Himmel

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Endlich: Mit 18 Monaten Verspätung liefert Airbus seinen ersten Superjumbo A380 aus. Der europäische Flugzeugbauer feiert sich selbst.

"Heute beginnt ein neues Kapitel in der Luftfahrtgeschichte", jubelte Airbus-Chef Thomas Enders vor Hunderten geladenen Gästen. Das größte Passagierflugzeug der Welt wurde in Toulouse in einer feierlichen Zeremonie an Singapore Airlines übergeben

Allerdings wurde die Airbus-Party von der Insideraffäre beim Mutterkonzern EADS überschattet. Zahlreiche der am Airbus-Stammwerk versammelten Top-Manager stehen unter dem Verdacht, mit illegalem Wissen um A380-Lieferengpässe 2005 und 2006 Aktien verkauft zu haben. Fragen auch nach seiner eigenen möglichen Verwicklung wies Enders am Montag kategorisch zurück. "Heute wird gefeiert", sagte er.

Unterstützung erhielt er dabei vom Eigentümer des ersten A380. "Es gibt eine neue Königin im Himmel", sagte Singapore-Airlines-Chef Choon Seng. Der Superjumbo sei das Warten wert gewesen. Am Dienstag soll der zweistöckige "Gigant der Lüfte" nach Singapur starten. Der erste kommerzielle Flug ist für den 25. Oktober nach Sydney vorgesehen, der Liniendienst beginnt am 28. Oktober.

Die Produktionsprobleme insbesondere bei der Verkabelung verzögerten die Auslieferung des mit im Schnitt 525 Sitzen ausgestatteten Langstreckenflugzeuges mehrfach, einige Kunden müssen bis zu zwei Jahre länger warten. Enders sagte erneut, das Prestigeprogramm sei noch nicht über den Berg. "Die Serienproduktion bleibt eine große Herausforderung, wir haben aber Vertrauen, dass wir die gesteckten Ziele erreichen." Im kommenden Jahr will Airbus zunächst 13 Maschinen ausliefern, bis 2010 soll sie auf 45 Flugzeuge hochgefahren werden.

Wegen Vertragsstrafen und höheren Entwicklungskosten hat der Superjumbo-Airbus den Mutterkonzern EADS tief in die roten Zahlen gezogen. Mit Werksverkäufen und dem Abbau von 10.000 Stellen sollen die Verluste aufgefangen werden. Die A380-Pannen kratzten auch am Ansehen des Flugzeugbauers.

Potential für mehr als 800 Maschinen

Airbus hat inzwischen 189 Bestellungen, der Listenpreis liegt bei 320 Millionen Dollar (226 Millionen Euro). Um mit dem auf mehr als zwölf Milliarden Euro geschätzten Programm Gewinn zu machen, müsste der Flugzeugbauer laut Analysten rund 470 Jumbos verkaufen. Eine Marke, die nach Ansicht von Verkaufschef John Leahy kein Problem darstellt. Er rechnet mit einem Potential von "weit mehr als 800 Maschinen."

Allerdings muss sich noch zeigen, ob die zivile Luftfahrt das Konzept eines "Kreuzfahrtschiffes der Lüfte" honoriert, das nur wenige Großflughäfen ansteuern kann. Boeing setzt mit seiner deutlich kleineren 787 auf Direktflüge zu wesentlich mehr Zielen.

Neben dem besseren Komfort wirbt Airbus auch mit geringen Betriebskosten und weniger Treibstoffverbrauch. In der Grundausstattung schluckt der Vogel 2,9 Liter pro Sitz auf hundert Kilometern, 0,5 Liter weniger als die Boeing 747. Erstkunde Singapore Airlines bringt indes nur 471 Passagiere unter, davon zwölf in Luxussuiten. Diese können gar zu einer Großraumsuite mit Doppelbett gekoppelt werden. Die Präsentation des luxuriösen Interieurs mit Rosenblättern auf den Betten entlockten den Gästen am Montag einige "Ahs" und "Ohs".

Serienmäßig verfügt der Jet über eine Cocktail-Bar und eine Duty-Free-Lounge. Einige Airlines wollen ihren Kunden sogar persönliche Duschen anbieten.

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