5G:Schaut her, 47 Verträge

5G: Der kommende Mobilfunkstandard heißt 5G. Er ermöglicht superschnelles Internet, zum Beispiel für autonomes Fahren.

Der kommende Mobilfunkstandard heißt 5G. Er ermöglicht superschnelles Internet, zum Beispiel für autonomes Fahren.

(Foto: Bernat Armangue/AP)

Huawei tritt den Konkur­renten Ericsson und Nokia selbstbewusst entgegen.

Der chinesische Telekomriese Huawei hat weltweit 91 Verträge mit Mobilfunkprovidern zum Aufbau von Mobilfunknetzen der fünften Generation (5G) gewonnen. Das teilte Huawei-Manager Ryan Ding auf einer Hausmesse des Konzerns in London mit. Über die Hälfte der Verträge, nämlich 47, stammen von europäischen Mobilfunkanbietern. 27 Verträge seien mit Providern in Asien unterzeichnet worden.

Huawei-Manager Ding bezeichnete in London sein Unternehmen als Technologieführer. Wettbewerber lägen hier hinter Huawei zurück. Vertreter von Ericsson und Nokia haben diese Behauptung in den vergangenen Monaten in Frage gestellt und auf wichtige 5G-Patente verwiesen, die von den Europäern gehalten würden.

Der Konzern Huawei ist nicht börsennotiert, anders als Ericsson und Nokia. Laut eigenen Angaben gehört Huawei über ein kompliziertes Konstrukt seinen Mitarbeitern. Ericsson und Nokia werden an Leitbörsen gehandelt und müssen ihren Anteilseignern offenlegen, wie es ihnen finanziell geht. Beiden Konzernen ist zudem gemein, dass sie einst Stars am sogenannten neuen Markt waren. Im Jahr 2000 sind die Kurse der Firmen auf Höchststände gestiegen, heute sind die Aktien der Unternehmen im Vergleich zu damals nur noch einen Bruchteil davon wert. Ericssons Kurs hat sich in den vergangenen Monaten relativ seitwärts bewegt; Nokia wiederum ist unter Druck, im vergangenen Oktober ist der Kurs nach schlechten Zahlen nochmal abgestürzt. Die Unternehmen hoffen, dass mit dem 5G-Geschäft wieder bessere Zeiten kommen - auf Kosten von Huawei.

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump versucht seit Monaten, eine Beteiligung von Huawei am Aufbau von 5G-Netzwerken außerhalb Chinas zu blockieren. Huawei sei eng mit der chinesischen Regierung und der Kommunistischen Partei verbandelt und werde im Zweifelsfall Spionage- oder Sabotagebefehle der chinesischen Führung umsetzen, so der zentrale Vorwurf. US-Geheimdienste lassen durchblicken, Huawei könne ihnen zufolge heimlich über eigentlich für Sicherheitsbehörden vorgesehene Schnittstellen auf Netze zugreifen. Diese Vorwürfe weist Huawei zurück. Zuletzt hatten selbst enge Verbündete wie Großbritannien darauf verzichtet, Huawei ganz grundsätzlich von der Vergabe von 5G-Verträgen auszuschließen.

Zu den Huawei-Kunden in Europa gehört unter anderen die spanische Telefónica-Gruppe (O2). Außerdem hatten Sunrise in der Schweiz und KPN in den Niederlanden eine Zusammenarbeit mit Huawei beim Thema 5G kommuniziert. Auch in Deutschland wird seit Monaten darüber diskutiert, ob Huawei vom 5G-Ausbau ausgeschlossen werden soll. Vodafone und Deutsche Telekom haben in ihren 4G-Netzen auch Huawei-Technik verbaut, setzen aber ebenso Anlagen von Nokia und Ericsson ein.

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