Mobilfunk:Wie eine Messe den 5G-Ausbau voranbringt

Mobilfunk: Bis 5G halbwegs flächendeckend verfügbar ist, wird es noch einige Jahre dauern.

Bis 5G halbwegs flächendeckend verfügbar ist, wird es noch einige Jahre dauern.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Für die IAA Mobility in München haben die Mobilfunkbetreiber leistungsfähige Netze aufgebaut. Besucher sollen so unterwegs Virtual-Reality-Brillen oder neue Funktionen im Auto nutzen können.

Von Helmut Martin-Jung, München

Der Eiffelturm in Paris, der Wechselstrom und die Münchner S-Bahn - zu viel scheinen diese drei technischen Errungenschaften nicht miteinander zu tun zu haben. Doch eine Gemeinsamkeit gibt es. Sie sind entstanden, weil Städte angesichts von Ausstellungen oder, im Falle Münchens, der Olympischen Spiele zeigen wollten, wie modern, wie leistungsfähig sie sind.

Ähnliches gilt auch für die deutschen Mobilfunkbetreiber, die nun für ein Renommier-Event in München in Rekordzeit ihre neueste Technologie installiert haben. Es geht um den neuen Mobilfunk-Standard 5G. Die Internationale Automobil-Ausstellung findet mit neuem Konzept als IAA Mobility ja erstmals in München statt. Und deshalb haben Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica sich ziemlich ins Zeug gelegt, damit die Daten fließen.

Das Besondere an der IAA Mobility ist, dass sie sich nicht auf das Messegelände am östlichen Rand der Stadt beschränkt. Auch verschiedene Standorte in der Innenstadt gehören dazu. Zudem gibt es drei sogenannte Blue Lanes, zwei für Autos, eine ist die U-Bahn-Linie zur Messe, die das Messegelände mit den Open Space genannten Standorten in der Innenstadt verbinden. Das führt nun dazu, dass die Strecke von der Innenstadt bis in den Münchner Osten zumindest stellenweise gut mit 5G versorgt ist.

Die Telekom will bis zum Messestart am 7. September 29 neue 5G-Stationen in Betrieb nehmen, etwa 400 5G-Standorte gibt es bereits jetzt in der bayerischen Landeshauptstadt. Auch Vodafone will sich da nicht lumpen lassen und spricht von mehr 100 5G-Sendern in den Messehallen. Die kleinen Sender sind jeweils nur etwa so groß wie ein Rauchmelder. 350 Antennen an 120 Standorten im Stadtgebiet sind von Vodafone bereits aktiv.

Telefónica, mit Hauptsitz in München der Lokalmatador, steigt ebenfalls groß ein, rund 150 5G-Antennen sollen installiert und etwa 40 Kilometer Hochfrequenzkabel verlegt werden. So, sagt ein Sprecher des Unternehmens, könnten die Messebesucher dann auch auf der Fahrt von der Innenstadt zur Messe etwa Virtual-Reality-Brillen nutzen oder die neuen Funktionen zeigen, die 5G in Autos ermöglichen soll.

Vodafone mit echtem 5G

Als einziger bietet Vodafone dabei 5G in sogenannter Standalone-Technik an. Das heißt, dass die gesamte Kette 5G-fähig ist. Nur dann lassen sich die Besonderheiten der Technik wie etwa die schnellen Antwortzeiten nutzen. Bei den anderen Anbietern wird die Verbindung noch über die Vorgängertechnologie 4G herstellt, nur der Datentransport läuft über 5G. Bis 5G halbwegs flächendeckend verfügbar ist, wird es noch einige Jahre dauern.

Für die Messe München dürfte sich die Sache in jedem Fall lohnen, kann sie sich doch mit der gut ausgebauten neuen Funktechnologie als zukunftsorientierter Standort präsentieren. Das eröffnet neue Potenziale, etwa im Bereich Smart Fair. "Die fortschreitende Automatisierung und Sensorik, gekoppelt an die 5G-Technologie, kann künftig eine tragende Rolle einnehmen", sagt Messechef Klaus Dittrich.

Das hört sich natürlich etwas anders an, als bei den Weltausstellungen vor 140 Jahren. Letztlich aber ging es auch damals schon darum, zu beweisen wozu die Technik imstande ist. Der Eiffelturm, dieses ikonische Gebilde aus Stahl - das die Pariser anfangs übrigens scheußlich fanden und am liebsten wieder abgerissen hätten - entstand aus Anlass der Weltausstellung von 1889 in Paris. Der Wechselstrom hatte seinen Durchbruch bei der Weltausstellung 1893 in Chicago, wo Nikola Tesla und George Westinghouse ein Lichtermeer aus mehr als 200 000 Glühbirnen schufen und 30 Millionen Besucher anlockten. Danach war der Streit zwischen den Unternehmern Westinghouse und Edison entschieden: Wechselstrom würde künftig die Welt erleuchten.

Und die Münchner S-Bahn war zwar ohnehin geplant, aber in nur wenigen Jahren wäre der Bau wohl nie vollendet worden, hätte es da nicht diesen drängenden Termin Olympia gegeben. Ohne dieses Verkehrsmittel hätte es auch ziemlich übel ausgesehen für die Besucherströme 1972. Fast 50 Jahre später ist das System an seine Grenzen gekommen, das Nadelöhr Stammstrecke macht dauernd Probleme - und Spiele gibt es auf absehbare Zeit auch keine in München. Immerhin gibt's dann aber 5G beim Warten.

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