5G:Erste Signale

Nach der 5G-Auktion funkt die Technik an ersten Orten, vor allem für die Industrie. Privatleute dürften von den Auktionsauflagen profitieren.

Von Benedikt Müller

Bislang besitzen sie nur Urkunden, und zwar ziemlich teure: Für 6,5 Milliarden Euro haben hiesige Netzbetreiber Mitte Juni Frequenzen ersteigert, die für den neuen Mobilfunkstandard 5G taugen. Nun warten die Firmen, dass der Staat ihnen die Frequenzen zuteilt. Sie tüfteln am Netzausbau und ersten Produkten.

"Die Telekommunikationsunternehmen setzen vor allem auf 5G-Anwendungen für Firmen", sagt Alexander Henschel von der Beratungsfirma Goetzpartners. Die Deutsche Telekom etwa betreibt kleine 5G-Testfelder in Berlin und Darmstadt. Auch in einem Werk von Osram bei Augsburg fahren Roboter neuerdings funkgesteuert Material umher. Das dortige Netz der Telekom mitsamt Rechenzentrum auf dem Werksgelände nutzt derzeit zwar noch den Vorgängerstandard LTE, ist nach Konzernangaben aber bereit für 5G.

"Wichtig wird 5G vor allem für das autonome Fahren", so Henschel, da die Technik Daten fast ohne Verzögerung übermittele. So hat Vodafone eine Autoteststrecke in Aldenhoven bei Aachen ans 5G-Kernnetz angeschlossen. Dort forscht man nun gemeinsam mit der Deutschen Bahn, Audi und Continental an 5G-Anwendungen. Auch in der Elektroautofabrik des Aachener Start-ups E.Go hat Vodafone kürzlich 36 Antennen und ein kleines Rechenzentrum installiert. Noch basiert das fahrerlose Transportsystem in dem Werk auf LTE-Technik. Vodafone will aber von August an auf 5G aufrüsten.

Bis der neue Standard in der Fläche ankommt, wird es indes noch dauern. Die neuen Frequenzen reichen nicht weit; es bräuchte also viele Antennenmasten für die Breite. Doch deren Bau kostet Geld, Genehmigungen ziehen sich vielerorts hin. "Vor 2021 werden Kunden in Deutschland kaum von 5G profitieren können", sagt Henschel. "Es dauert auch, bis 5G-fähige Geräte in großem Umfang auf den Markt kommen werden." Privatleute dürften vielmehr von den Auflagen der jüngsten Frequenzauktion profitieren.

So müssen Telekom, Vodafone und Telefónica bis Ende 2022 wenigstens 98 Prozent der Haushalte mit schnellem Mobilfunk versorgen; auch entlang von Fernstraßen und wichtigen Eisenbahnen gelten derlei Auflagen. Die Konzerne dürfen diese allerdings auch mithilfe von Frequenzen aus vorangegangenen Auktionen erfüllen. In drei bis vier Jahren wird der Staat dann die nächsten 5G-Frequenzen versteigern, die eher für den Ausbau in der Fläche taugen sollen.

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