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3-D-Drucker und Unternehmensgründer:Vom Maker zum Multimillionär

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Angetreten ist Bre Pettis einst als Künstler und Weltverbesserer. Mit dem Unternehmen Makerbot wollte er billige und leicht zu bedienende 3-D-Drucker auf den Markt bringen. Jetzt hat er mit seiner Vision Kasse gemacht und die Firma für 403 Millionen Dollar verkauft.

Von Nikolaus Piper

Alles begann in der Brooklyner Szene der Bastler, Internetfreaks und Weltverbesserer. Vor vier Jahren gründete hier Bre Pettis, 40, mit seinen Freunden Adam Mayer und Zach Smith die Firma Makerbot. Ziel war es, billige und leicht zu bedienende 3-D-Drucker auf den Markt zu bringen.

Pettis wollte durchaus die Welt verändern: Er gehört dem "Maker Movement" an, einer Art Do-it-yourself-Bewegung, die authentisches Leben durch Selbermachen anstrebt. Nach seiner Vision sollen es 3-D-Drucker - im Kern computergesteuerte Spritzgussmaschinen - irgendwann jedem erlauben, auf dem Schreibtisch fast alle Gebrauchsartikel selbst herzustellen.

Jetzt hat Pettis seine Firma Makerbot für stolze 403 Millionen Dollar in Aktien verkauft. Übernehmer ist Stratasys, ein führender Hersteller industrieller 3-D-Roboter aus der Kleinstadt Eden Prairie (US-Bundesstaat Minnesota). Der Kaufpreis könnte sich noch um 201 Millionen Dollar erhöhen, wenn bestimmte, nicht näher genannte Ergebnisziele bis Ende 2014 erreicht werden. Der Deal wurde in der Nacht zum Donnerstag veröffentlicht, er soll noch im dritten Quartal abgeschlossen werden. Stratasys ist an der Technologiebörse Nasdaq notiert.

Studienfächer Psychologie, Mythologie und darstellende Kunst

Der Verkauf von Makerbot ist der bisherige Höhepunkt einer erstaunlichen Karriere. Im Grunde sieht sich der frisch gebackene Multimillionär Bre Pettis als Künstler. Nach der High School hatte er das Evergreen State College besucht, eine vom Reformgeist der 1960er-Jahre geprägte Hochschule. Deren Abschlüsse sind nicht unbedingt auf praktischen Nutzen ausgelegt - Pettis wählte die Kombination Psychologie, Mythologie und darstellende Kunst. Später arbeitete er als Kamera-Assistent und Videokünstler. In Brooklyn machte er bei einem "Hackerspace" mit, an einem Ort, an dem sich Bastler, Computerfreunde und "nichtkriminelle Hacker" treffen.

Diese Szene lebt davon, dass Software und Wissen geteilt werden. Deshalb hatte der eine oder andere dort schon Probleme damit, als Pettis im Jahre 2009 Makerbot gründete und sich damit auf den Weg der Kommerzialisierung begab. Der Erfolg muss dann aber unwiderstehlich gewesen sein.

Makerbot ist heute der Marktführer für kleine 3-D-Drucker. Die Firma machte im vergangenen Jahr mit 165 Mitarbeitern in Brooklyn 15,7 Millionen Dollar Umsatz. Interessant für Stratasys dürfte vor allem das beachtliche Wachstum sein: Im ersten Quartal 2013 setzte Makerbot bereits 11,5 Millionen Dollar um.

"Wenn dein Flaschenöffner kaputtgeht, machst du dir einfach einen neuen"

Das bisher erfolgreichste Produkt der Firma ist der "Replicator 2", ein einfacher 3-D-Drucker für 2199 Dollar (umgerechnet etwa 1640 Euro). In den vergangenen neun Monaten verkaufte Makerbot von dem Gerät immerhin 11.000 Stück. Das Prinzip hinter den Druckern erklärt Pettis so: "Wenn dein Flaschenöffner kaputtgeht, dann machst du dir auf dem Replicator einfach einen neuen."

Das Baumaterial für solche Flaschenöffner und anderen Schnickschnack, aber auch für Prototypen in der Industrie, ist gefärbte Polymilchsäure (PLA). Ein Material, das aus Mais gewonnen wird und als kompostierbar gilt. Zu Makerbot gehört auch der Ableger Thingiverse, eine Online-Plattform, auf der Nutzer 3-D-Baupläne austauschen können.

Makerbot soll innerhalb von Stratasys als eigenständige Tochter weitergeführt werden. Wie bei derartigen Deals üblich, bleibt Pettis als Unternehmenschef im Amt. Klar ist aber auch, dass er sich der Szene, aus der er kommt, mit dem Verkauf weiter entfremdet. Vorsorglich erklärte er am Donnerstag: "Wir sind ein wachsendes Unternehmen. Unser Ziel ist es, 3-D-Druck leichter zu machen und mehr Menschen zu erreichen. Die Übernahme wird uns helfen, dies zu erreichen."

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Quelle:
SZ vom 21.06.2013
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