Was man als Internet zu kennen glaubt, ist eigentlich das World Wide Web und dazu ein fürchterlicher Datensalat aus Befehlen und Verweisen auf Bild- und andere Daten. Erst spezielle Software macht aus diesem Wust Seiten mit Bildern und klickbaren Verweisen: Browser. Die ersten Browser konnten nur Text darstellen. Wollte man ein Bild sehen, musste man es erst herunterladen. Das fanden die Internet-Nutzer an der University of Illinois in Urbana-Champaign umständlich, und so fragten sie bei der Uni-eigenen Software-Gruppe am National Center for Supercomputing Applications (NCSA) nach, ob man da nicht was tun könnte.
Man konnte, und am 21. April 1993 wurde - auf einer Mailing-Liste im Internet - Folgendes bekannt gemacht: "Hiermit ist die Version 1.0 von NCSA Mosaic, ein vernetztes Informationssystem und ein World Wide Web Browser (. . .) freigegeben." Es war, als ob die Welt nur darauf gewartet hätte. Bereits Ende 1993 waren zwei Millionen Kopien von Mosaic im Umlauf, obwohl sich die meisten Computer-Nerds dagegen ausgesprochen hatten, das Internet bunt zu machen. Aus Angst, dass die vielen neuen User das Netz verstopfen könnten oder weil sie die Kommerzialisierung des Netzes fürchteten.
Das spätere Netscape
Die war nicht aufzuhalten, sie setzte schon beim Browser selbst ein. Denn die Uni beauftragte eine Firma, Lizenzen zu verkaufen. Einer der prominentesten Kunden war übrigens Microsoft. Noch bis zur Version sechs führte der Internet Explorer den Hinweis "basiert auf NCSA Mosaic". Der charismatische Marc Andreessen, der zusammen mit dem Programmierer Eric Bina führender Kopf des Mosaic-Projektes gewesen war, stieg schon 1994 wieder aus und gründete eine eigene Browser-Firma, Mosaic Communications, die später in Netscape umbenannt wurde. Der spektakuläre Börsengang von Netscape war eine Art Blaupause für die, die in dieser Zeit des ersten Internet-Hypes noch folgen sollten.
Bald hatte auch Microsoft erkannt, wie wichtig es war, das Tor zum Internet selbst zu kontrollieren. Der Software-Konzern musste das Feld von hinten aufrollen. Als der erste Internet Explorer erschien, hatte Netscape mit seinem Navigator einen Marktanteil von 86 Prozent. Das aber blieb nicht lange so, denn Microsoft kämpfte in diesem Krieg der Browser mit allen Mitteln. Im Januar 1998 gab Netscape auf und veröffentlichte den Quellcode des Navigators im Netz, damit ihn Freiwillige weiterpflegen konnten.
Der Rest von Netscape wurde von AOL für immerhin noch 4,2 Milliarden Dollar aufgekauft. Auf den Ruinen des Netscape Navigators entstand das Mozilla-Projekt. Dessen Browser, der Mozilla Firefox, ist besonders in Deutschland ein wichtiger Konkurrent für Microsofts Internet Explorer, vor allem weil er als sicherer gilt und sich durch zahlreiche Zusatzprogramme erweitern lässt. Inzwischen spielt aber auch der Browser Chrome von Google eine immer größere Rolle.