Süddeutsche Zeitung

20-Dollar-Schein:Der Sklavenhalter bleibt

Lesezeit: 1 min

Die Freiheitskämpferin Harriet Tubman kommt vorerst nicht auf den 20-Dollar-Schein. US-Präsident Trump bevorzugt offensichtlich einen früheren Sklavenhalter.

Von Felicitas Wilke, München

Lovie Hope Duncan ist erst drei Jahre alt, doch es sieht zumindest so aus, als würde sie gut verstehen, welch besonderer Mensch Harriet Tubman war. Vor ein paar Tagen ging ein Foto des kleinen Mädchens um die Welt. Es zeigt sie im US-Bundesstaat Maryland vor einem neuen Wandgemälde mit dem Abbild der schwarzen Freiheitskämpferin, die einst Sklavin war, sich befreite und als Fluchthelferin anderen zur Freiheit verhalf. Auf dem Gemälde reicht Tubman, rotes Kopftuch, weiße Handschuhe, dem Betrachter helfend eine Hand entgegen. Und die kleine Lovie legt ihre Hand darauf - zum High five mit einer Heldin. Auf sozialen Netzwerken wurde das Foto tausendfach geteilt.

Die Geste, die US-Finanzminister Steven Mnuchin der 1913 verstorbenen Sklavereigegnerin nun entgegenbrachte, werten Kritiker hingegen eher als verweigerten Handschlag. Denn Mnuchin hat die Pläne seines Vorgängers Jack Lew gebremst, der das Konterfei Harriet Tubmans von 2020 an auf den 20-Dollar-Schein hatte drucken lassen wollen. Sie wäre damit die erste schwarze Frau überhaupt auf einem Dollar-Schein gewesen. Ob es wirklich dazu kommt, werde sich "höchstwahrscheinlich" nicht vor 2026 entscheiden, sagte Mnuchin am Mittwoch während einer Anhörung vor Mitgliedern des Repräsentantenhauses. Ein neuer Schein werde frühestens 2028 in Umlauf gebracht. Er konzentriere sich lieber darauf, neue Dollar-Banknoten möglichst fälschungssicher zu machen, sagte Mnuchin.

Pläne verworfen: Der neue 20-Dollar-Schein mit der Freiheitskämpferin Harriet Tubman kommt vorerst nicht. Foto: AFP

Es hatte sich schon angedeutet, dass sein Chef, US-Präsident Donald Trump, kein Interesse daran hat, den neuen Schein bald zu lancieren. Bereits im Wahlkampf 2016 hatte er die Pläne der damaligen US-Regierung als "reine politische Korrektheit" bezeichnet. Tubman sei zwar "fantastisch", den Platz auf der Vorderseite des 20-Dollar-Scheins wollte er ihr trotzdem nicht freiräumen. Trump gilt als Anhänger von Andrew Jackson, dem siebten Präsidenten der Vereinigten Staaten, der im 19. Jahrhundert Sklaven hielt und Ureinwohner vertrieb, aber bis heute auf dem 20-Dollar-Schein zu sehen ist. Er hätte jetzt Platz für Tubman machen sollen und wäre auf die Rückseite der Banknote geschoben worden. Demokratische, aber auch republikanische US-Politiker, zeigten sich entsetzt, dass es nun dazu noch nicht kommt.

Auf dem Wandgemälde vor dem Harriet-Tubman-Museum in Maryland hingegen ist die Freiheitskämpferin schon heute verewigt - und erfährt von einer Dreijährigen die Anerkennung, die ihr die US-Regierung bislang verwehrt.

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Quelle:
SZ vom 24.05.2019
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