Welthandel:Europa sollte sich Trump öffnen - statt ihm zu drohen

FILE Donald Trump Plans To Impose Tariffs on U.S. Imports of Steel and Aluminum Steel Production At Salzgitter AG

US-Zölle auf Stahl- und Aluminium-Importe würden auch deutsche Produzenten wie Salzgitter treffen.

(Foto: Alexander Koerner)

Erst Stahl und Aluminium, nun auch Autos: Donald Trump kündigt weitere Zölle an. Europa sollte darauf nicht mit Vergeltung reagieren, sondern mit klugen Vorschlägen.

Kommentar von Cerstin Gammelin

Der eine droht, der andere droht zurück. Und daraufhin droht der eine umso härter. Man kennt dieses Spiel von Donald Trump, er hat es im Ringen mit China angewandt, im Konflikt mit Nordkorea, im Streit mit Mexiko, und nun droht er gleich der halben Welt mit Zöllen auf Stahl, Aluminium und andere Importprodukte. Aber sollen sich Europa und Deutschland auf dieses Spiel wirklich einlassen?

Dem EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker fiel jedenfalls nichts Besseres ein, als Vergeltung anzukündigen: Zölle auf Whiskey, Blue Jeans und Harley-Davidson-Motorräder. Woraufhin Trump den nächsten Schlag ankündigte und mit Zöllen auf Autos aus Europa drohte. Er träfe damit Konzerne wie Daimler, BMW und VW, die ohnehin schon unter der Dieselkrise leiden.

Beleidigte Reaktionen retten weder Jobs noch Wohlstand

So ein Handelskrieg, wie ihn Trump nun anzettelt, sei nicht gut für Kunden, nicht gut für die Jobs, nicht gut für den freien Handel, twitterte Siemens-Chef Joe Kaeser, der Trump noch vor Kurzem in den höchsten Tönen für dessen Steuerreform gelobt hatte. Kaeser ist nicht zu widersprechen. Denn das Vorgehen des US-Präsidenten ist eine wirtschaftliche Kriegserklärung an den Exportweltmeister Deutschland. Und auch wenn Handelspolitik europäisch koordiniert wird, ist klar, dass die neue Bundesregierung auf die Drohungen des US-Präsidenten schnell reagieren muss.

Zwar kann man dem Argument anhängen, auf konkrete Zölle mit noch größeren Gegenschlägen antworten zu müssen. Wenn es um die Zukunft des Standortes Deutschland geht, retten beleidigte Reaktionen allerdings weder Jobs noch Wohlstand, im Gegenteil. Reden ist besser als drohen. Vordringlich ist es dabei, eine kluge europäische Strategie mitzuentwickeln. Der künftige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier muss zudem schnellstens über Brüssel nach Washington reisen.

Berlin und Brüssel sollten überlegen, wie sie Trump zufriedenstellen können

Für die Bundesrepublik steht viel auf dem Spiel. Sie darf weder die USA noch China als wichtigste Handelspartner außerhalb der EU verlieren. Allein in die USA, das wichtigste Abnehmerland, verkauften die deutschen Unternehmen im Jahr 2017 Güter im Wert von mehr als 111 Milliarden Euro, vor allem Fahrzeuge und Maschinen. Trump stört, dass Deutschland im Gegenzug deutlich weniger aus den USA importiert. Man kann einwenden, dass deutsche Autos und Maschinen eben besser seien als amerikanische. Es ist freilich ein Argument, das den Präsidenten nicht überzeugt. Aus seiner Sicht sprechen die Zahlen dafür, dass Amerikaner benachteiligt werden.

Doch statt jetzt stur Gleiches mit Gleichem zu vergelten, sollte in Berlin und Brüssel überlegt werden, wie Trump zufriedengestellt werden kann. Deutschland und Europa haben gewichtige Trümpfe. Der europäische Binnenmarkt ist mit 500 Millionen Konsumenten größer als der US-amerikanische - und damit attraktiv. Das sollten die Europäer nutzen, um selbst Bedingungen zu stellen. Klar ist, dass sie ihren Markt vor billigem Stahl aus China schützen müssen, der nicht mehr in die USA verkauft werden kann. Aber auch vor Produkten aus den USA? Es spricht auch viel dafür, Trump anzubieten, den europäischen Binnenmarkt für US-Firmen weiter zu öffnen. Statt in das Spiel wechselseitiger Drohungen einzusteigen, muss Deutschland darauf drängen, dass die EU Trump einen überzeugenden Vorschlag vorlegt.

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