Weiterbildung:"Industrielle Wüsten"

Die IG Metall fordert Weiterbildungen zu Digitalisierung und Energiewende. Qualifizierung sei wichtiger denn je. Und Unternehmen und Beschäftigte müssten sich auf neue Geschäftsmodelle einstellen.

Viele Industriebetriebe sind nach Einschätzung der IG Metall nicht auf den digitalen und ökologischen Wandel vorbereitet. Knapp die Hälfte der Unternehmen habe keine oder keine ausreichende Strategie, den anstehenden Wandel durch Digitalisierung und Energiewende zu bewältigen, kritisierte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann.

Die IG Metall stützt sich auf Daten und Betriebsrats-Einschätzungen aus knapp 2000 Betrieben aus ihrem Organisationsbereich, die in einem sogenannten Transformationsatlas vorgestellt wurden. "Manche machen sich gar keine Gedanken, solange die Auftragsbücher voll sind", schilderte Hofmann einige Rückmeldungen. Dabei müssten sich Betriebe und Beschäftigte auf neue Qualifikationen und Geschäftsmodelle einstellen. Dafür sei unter Einbindung der Betriebsräte intensive Weiterbildung der Beschäftigten notwendig. 96 Prozent der Betriebsräte gingen von einem höheren Qualifizierungsbedarf als in der Vergangenheit aus.

"Wenn sich die Unternehmen weiterhin so defensiv verhalten, spielen sie Roulette mit der Zukunft der Beschäftigten", so Hofmann. Die Auto-Hersteller holten ausgelagerte Tätigkeiten zurück und lasteten ihre Belegschaft so besser aus, doch fehlten bei vielen Zulieferern bislang die Alternativen, sagte der IG-Metall-Chef. In Folge der politischen Regulierungen zur Energiewende seien derzeit die schärfsten Rationalisierungen zu erwarten, die in manchen besonders betroffenen Gegenden die Industriestruktur in Frage stellten. "Es drohen sonst industrielle Wüsten." Hofmann nannte in diesem Zusammenhang West-Thüringen, Mittelhessen und das Saarland, die stark von der Verbrennertechnologie abhängig seien. Analog zur Finanzkrise 2008/2009 regt die IG Metall die Einrichtung regionaler Strukturfonds an.

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